Eines sind die Franzosen von AERIS definitiv: Geheimnisvoll. Inwiefern das Quartett mit „Temple“ sein Debüt vorlegt oder es sich bereits um die zweite Veröffentlichung handelt, ist weder auf der Band- noch auf der Label-Seite nachzulesen. Warum auf einem „Tempel“-titulierten Album neben einem sinnvoll erscheinenden Priester auch ein Reh, der Kopf einer Dogge sowie ein Piranha abgebildet sind, wirkt ebenso fragwürdig wie die Einteilung der sieben Songs in drei Themen, in „Flame“, „Richard-Horizon-Robot“ und „Captain Blood“. Da es sich um eine reine instrumentale Band handelt, können mir die fehlenden Texte auch keine Antwort liefern.
Aus „Temple“ wird der Zuhörer weder von der Gestaltung noch von den Titeln schlau und ebenso wenig aus der Musik, denn die Genre-Richtung von AERIS reicht von progressiven Parts über stellenweise Djent-Einflüsse zu typischen Post-Rock-Anleihen. Parallelen zu der italienischen Post-Metal-Formation Lento oder den Instrumental-Rockern von Maybeshewill sind nicht von der Hand zu weisen, wobei AERIS keinen der genannten Wege einschlagen, sondern sich irgendwo dazwischen bewegen. Die Franzosen scheinen sich weder im Artwork noch bei der Benennung ihrer Songs noch in ihrer Spielweise festlegen zu wollen, was den Zuhörer eine Irritation auf mehreren Ebenen beschert.
Das Potenzial für gelungene Musik ist gegeben: Die Twin-Gitarren-Einschübe von Adnot und Godart sind ebenso gelungen wie das effektvolle Drumming von Louvet, selbst die Arbeit von Bassist Paris geht in dem Klangspektrum nicht unter. Die Abwechslung zwischen wirren Soli, doomigen Parts und sanfteren Klängen ist gut in Szene gesetzt, schafft aber nicht den Charakter von Vielfältigkeit, sondern eher von Nicht-Entscheidungsfreudigkeit. AERIS suchen ihren roten Faden und „Temple“ ist der halbstündige Beweis dessen.
Wertung: 6 / 10