Review Al Gore – Das Treffen der Kaffeetransen

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Death Metal

Na Babsi, ist dein WC auch kristallrein? Mit einem wahrlich verstörenden Intro in Form eines Werbespots für einen Toilettenreiniger startet „Das Treffen der Kaffeetransen“ von AL GORE. Die Dresdener legen damit ihr zweites Studioalbum nach „Tangende des Grauens“ vor und betiteln sich selbst als Spaßband, die Death Metal, Punk und ein wenig Grindcore miteinander vereint. Sollte man dieser Band also seine Stimme geben, wie das Artwork es fordert?

Nach dem ersten verdauten Schock begeben sich AL GORE direkt in den Bereich des hauptsächlich durch Death Metal geprägten Sounds. Die Punk- und Grind-Einflüsse werden gelegentlich eingeworfen, sind aber auch nicht mehr als eine willkommene Randnotiz. Dementsprechend gestaltet sich auch die Gesangsdarbietung, die sich auch mal an Clean Vocals bedient. Zwischen Midtempo und schnelleren Gangarten bewegen sich die Songs allesamt. Vor allem kann man aber an der Qualität dieser Produktion nicht wirklich mäkeln. Die Instrumente wurden allesamt klar herausgestellt und selbst die Programmierung von Bass und Drums am Computer fallen nicht negativ zu Buche. Ehrlich gesagt wäre diese Herangehensweise nicht direkt aufgefallen, wenn die Band damit nicht so offen umgehen würde. Auch diverse Einspieler aus bekannten Filmen bzw. Serien oder altbewährten Schlagern werden von AL GORE als Stilmittel herangezogen. „Gore’n’Rohl“ bringt dann noch eine Annäherung an Michael Jacksons „Beat It“ im Ausklang mit sich.

Das interessantere Merkmal auf diesem Zweitwerk sind allerdings die Inhalte. Skurriler, abgedrehter und weiter fernab des Metal als hier hätte ich mir die Texte nicht einmal nach dem vorliegenden Albumtitel vorgestellt. Neben einem Trip ins Land der Fruchtzwerge und der Schlumpfherde („Der Rehabilitant“) bedienen sich die drei Musiker an Kinderliedern („Rolli Raupe“), erzählen Geschichten von einem Exkremente-verzehrenden Haifisch („Der braune Hai“) oder erklären einem, wie nahrhaft die Absonderungen der menschlichen Nase in Realität sind („Popeln fetzt“). Die Erkenntnis, dass Legoland abgebrannt ist und es Lego jetzt auch im Jemen gibt bedarf somit keiner weiteren Erklärung. Nachdem man noch die Invasion der Nacktschnecken aus dem Weltall, die Hommage an den ProGamerHut und eine Abrechnung mit RTL („Ralph tuts leid“) serviert bekommt, endet das Release mit der Beschreibung eines kurzen Fliegenlebens, die auf der Mauer auf der Lauer sitzt und eine Vorliebe für den Eurodance der 90er-Jahre hegt.

AL GORE sind teilweise hart an der Grenze des guten Geschmacks, besingen dabei aber allerlei für das Genre Metal irrelevante Themen. Wäre da nicht der selbstauferlegte Comedy-Faktor, der die Nerven durchaus sehr beanspruchen kann, könnte dieses Album rundum begeistern. Sicherlich kann man an diesen lyrischen Ergüssen verzweifeln oder sich peinlich berührt fühlen. Die Songs wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch für ein spaßiges Live-Erlebnis erschaffen. Was man den Dresdnern allerdings attestieren muss, ist das zweifellose Beherrschen ihrer Instrumente und ein Händchen für eine druckvoll-authentische Produktion. Was bleibt, ist ein Longplayer, der wahrlich nicht jedermanns Geschmack treffen wird und der Gedankengang, dass sich die Excrementory Grindfuckers, die Erste Allgemeine Verunsicherung, J.B.O. und Knorkator zu einer wahnsinnigen Supergroup zusammengeschlossen hätten.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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