ALASKAN aus Ottawa. Eine Drei-Mann-Kombo aus Kanada versucht sich mit Post Metal und deutlichen Spritzern von Doom und Sludge einen Namen neben den Genrebegründern Neurosis und deren würdigen Nachfolgern wie Fall Of Efrafa und Cult Of Luna zu machen. Ins Rennen dafür schicken sie den Longplayer „Despair, Erosion, Loss“, welcher mit seinen sechs Tracks nur einen etwa halbstündigen Eindruck ihres Könnens verschafft.
Dieser Eindruck verdeutlicht, woran es dem Trio krankt: An klanglicher Dichte. Die fehlende Leadgitarre wird zwar an manchen Stellen durch überlagernde Tonspuren ersetzt, kann aber besonders in den sich melodisch zuspitzten Momenten kein packendes Flair, keinen fesselnden Tiefgang entwickeln und kaum gegen die Drums oder die Shouts ankommen. Anders gesagt: Die eine Gitarre klingt dünn. Neben diesem Umstand, der für dieses Genre unbedingt überdacht werden sollte, wirkt der Einsatz von Streichern zum Beispiel im Opener „Sacrifice“ versöhnlich, da sie den Song gut begleiten und schlichtweg positiv überraschen. Dieses Attribut trifft auch für den restlichen elektronischen Noise im Hintergrund zu, der jedoch zu akzentuiert verwendet wird als es dominant wirken könnten. ALASKAN würde in dieser Hinsicht mehr Mut gut stehen. Besonders, weil es den Kanadiern nicht gelingt, sich durch Eigenständigkeit von Genrekollegen abzugrenzen. „Despair, Erosion, Loss“ beinhaltet nichts, was nicht schon in kreativerer Art zu hören war und schafft es auch nicht, sich nach mehreren Rotationsläufen der Scheibe im Gehirn einzuprägen.
Gute Momente können ALASKAN durchaus schaffen, seien es beispielsweise Sing-A-Longs wie bei „Inferno“, schlichte, aber wirkungsvolle Steigerungen nur unter Verwendung von Gitarre und Schlagzeug oder gelungene Outros wie die letzten 1 1/2 Minuten bei „Submerged“. Insgesamt sind das aber Feinheiten, die nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Basis der Songs kein besseres Prädikat als „Einheitsbrei“ verdient hat.
Wertung: 5 / 10
Naja, Sigur Ros haben auch nur eine Gitarre, aber da ist ja eh immer die Frage, wie man die mit „normalen“ Post-Rockern vergleichen will, Sigur Ros sind teilweise ja kaum von dieser Welt ;)
Russian Circles, ein guter Einwand und mit vollster Berechtigung. Bei dem Hinweis zum Muss einer zweiten Gitarre im Post-Bereich dachte ich neben Neurosis eher an Pelican und Isis, Omega Massif und an die Speerspitze des Post Rocks, u. a. God Is An Astronaut, Mogwai und Explosions In The Sky. Alles Bands mit mehr als einem Gitarristen und hervorstechenden Alben – Russian Circles scheinen eine angenehme Ausnahme davon zu sein.
Ich finde nicht, dass eine zweite Gitarre für das „Post-„Genre unumgänglich ist – Russian Circles oder Kerretta machen vor, wie man auch als Trio einen dichten Sound hinkriegt, wenn alle drei Beteiligten ihren Beitrag leisten. Dann geht’s auch ohne Gesang, was wiederum meiner Ansicht nach obligatorisch für Post-Rock bzw. -Metal sein sollte. ;)