Ist das Kunst oder kann das weg? Ob Zorn Kunst ist, wird in Fachkreisen debattiert, für ANGER AS ART gilt jedenfalls: Nomen est omen. Eingefleischten Thrash-Metal-Fans ist die 80er-Jahre-Kapelle Abattoir womöglich noch ein Begriff, der Sänger Steve Gaines einst angehörte, ehe er seine Wut bei ANGER AS ART ausließ. Für ihr viertes Studioalbum holten sich die Amerikaner nun einige Gastmusiker mit an Bord und Tizians Sisyphos aufs Cover.
„Hubris Inc.“ kommt vor allem die unüberhörbare Erfahrung der Musiker zugute. Die Kompositionen sind selbstsicher, das Spiel souverän und präzise. Kompromisslos und ungestüm dreschen ANGER AS ART eine knappe Stunde rohen, althergebrachten Thrash, zeigen aber auch die nötige Virtuosität, um den Songs Tiefe zu geben.
Der Titeltrack des Albums wurde zum Intro degradiert, von dessen harmonischen und recht ruhigen Klängen man ohne große Umschweife in brachiale Gestade geführt wird. Raue Vocals, ein dichter und typisch amerikanischer Thrash-Sound – auf „Head Of The Snake“ und „The Evil You Create“ führen die Kalifornier sogleich ihr Können vor, das Höchsttempo ist mit diesen Songs aber noch lange nicht erreicht. Tatsächlich scheint „Hubris Inc.“ mit fortschreitender Titelzahl immer schneller und hektischer zu werden; das klassisch angehauchte „Speed Kills“ spricht hier für sich.
Abattoir-Fans könnten an diesem Stück übrigens besondere Freude haben, denn es wurde nicht nur aus den Tiefen des Jahres 1984 geborgen, sondern ist auch von allen vier Ex-Mitgliedern der Band eingespielt. Mit den Gastmusikern ist es damit aber noch nicht vorbei: Auf „The Evil You Create“ ist Steve Nelson (Evil Dead) zu hören und „Rage And Retribution“ erfährt neben Jim Durkin (Dark Angel) und Timothy Gaines (Stryper) durch die eher gewöhnungsbedürftigen Vocals von Betsy Bitch (Bitch) Unterstützung.
Saubere Kompositionen, genaues Spiel, gut differenzierte Instrumente … an Qualität von Arrangements und Produktion ist nichts zu kritisieren, wirklich spannend ist „Hubris Inc.“ trotzdem nicht. Für die Dauer des Durchlaufs kann man zwar guten, treibenden Thrash alter Schule genießen, in Erinnerung bleibt aber nicht viel; das ändert sich auch nach mehreren Runden nicht großartig, wodurch das Album nicht sehr lange interessant bleibt.
Schade eigentlich. Denn ANGER AS ART können spielen, keine Frage. Für Thrash Metal-Narren auf der Suche nach zornigem, sauber gespieltem und produziertem Material ist „Hubris Inc.“ durchaus zu empfehlen – wer hingegen ein Album sucht, das nicht so schnell an Reiz verliert, sollte die Kaufentscheidung aber vielleicht noch einmal überdenken.
Wertung: 6.5 / 10