Merkwürdig auffallende Schreibarten von Songnamen haben leider den faden Beigeschmack, dass sie häufig versuchen, von der Qualität der gebotenen Musik abzulenken. Verständlich, dass ich nach dem Lesen ersten beiden Songtitel „INferN(O)“ und „acIdShIVa“ vom Debüt der Portugiesen ANGRENOST etwas Bedenken hatte, was mich wohl auf „Planet Muscaria“ erwarten würde. Moderner Metal? Avantgarde-Experimente? Ein Blick auf das Logo verrät mir das Genre, welches das Trio zu bedienen gedenkt – Black Metal.
Wobei die ersten beiden Gedanken nicht falsch waren, denn wie sich im Verlauf der neun Tracks zeigt, verbinden ANGRENOST die Härte des Black Metals mit modernen Elementen, bspw. eingestreuten Sprachsamples („SchIzOphObOS“), sowie avantgarden Ausflüchten („ScOrpIOSaUrUS“) mit elektronischen Intros („INTraVeNUS“) und einem orchestralen Keyboard-Teppich. Zu keinem Zeitpunkt übernimmt eines dieser Elemente die Oberhand, sodass „Planet Muscaria“ weder in Gefahr ist, sich in einem kitschigen Keyboard-Geflecht zu verfilzen, noch ein nicht abwechslungsreiches Stück aus dem Raw-Black-Metal zu werden. Wer sich ein gelungenes Zusammenspiel der symphonischen Verspieltheit von Carach Angren mit dem bombastischen Klang von Carpathian Forest wünscht, wird von ANGRENOST nicht enttäuscht!
Schwer ist es, nach dem ersten Durchgang des Debüts, welches immerhin über eine Stunde Musik beinhaltet, eine Frage nach einem empfehlenswerten Song des Albums zu beantworten, denn: Auf „Planet Muscaria“ finden sich weder markante Hooklines im Stile der US-amerikanischen Formation Inquisition noch eine stimmliche Variationsvielfalt wie sie Ihsahn (Emperor) auf „Prometheus: The Discipline Of Fire & Demise“ zeigte. Stattdessen bolzen sich ANGRENOST durch die mindestens acht Minuten langen Lieder und staffieren sie mit atmosphärischer, symphonischer Melodik und Industrial-Klängen aus. Verpackt in einer klaren Produktionsqualität lässt das nur ein Urteil zu: Den Portugiesen gelingt es auf ihrem Debüt in voller Länge zu überzeugen.
Wertung: 8 / 10