Review Anorexia Nervosa – Redemption Process

  • Label: Listenable
  • Veröffentlicht: 2004
  • Spielart: Black Metal

Bei den Worten „Symphonic Black Metal“ denkt man meist wohl zuerst an die Norweger Dimmu Borgir oder auch ihre Landsmänner Limbonic Art. Frankreich kommt einem wohl nicht sofort in den Sinn, aber genau von da kommen ANOREXIA NERVOSA, die mit „Redemption Process“ ihr viertes Album abliefern und zeitgleich das dritte mit (mittlerweile Ex-)Sänger Hreidmarr. Und wer jetzt denkt, dass dank der Abstammung des Fünfers vornehme Zurückhaltung oder romantische Melancholie vorherrscht, der hat sich geschnitten.

ANOREXIA NERVOSA verarbeiten gnadenlos alles zu Kleinholz, was ihnen in den Weg gerät. Zwar nicht mehr ganz so kompromisslos im High-Speed-Bereich wie noch zu „Drudenhaus“-Zeiten, aber dennoch absolut konsequent. Nach einem kurzen Orchester-Intro (leider kein echtes Orchester, kommt alles aus dem Keyboard) walzen Axtschwinger Stéphane Bayle und Drum-Monster Nilcas Vant alles nieder. Der Sound, den ANOREXIA NERVOSA auffahren, ist eine wahre Wonne. Die Abmischung ist perfekt, jedes Instrument kommt stimmig durch und hinter jedem steckt eine unglaubliche Kraft, der Druck, den die Platte verbreitet, tritt gut Arsch. Ein voller Sound wie aus dem Lehrbuch. Da macht das Zuhören Spaß.

Allerdings mischen sich in all das Geblaste, das die Fünf betreiben, immer wieder melodiöse Parts wie im Refrain von „An Amen“, geniale Soli wie in „Worship Manifesto“ (das auch mit klasse Klargesang von Monsieur Hreidmarr glänzen kann), oder auch zarte Chöre, wie sie am Ende von „The Sacrament“ eingemischt wurden. Abwechslung wird man hier nicht vermissen. Auch ganz große Klasse: die Gesangsleistung von Hreidmarr. Seine Screams sind kräftig, teils mit einem leiderfüllten, teils einem bösartigen Unterton. Auf jeden Fall sehr memorabel und mit großem Wiedererkennungswert. Und auch die cleanen Passagen meistert er souverän.

Thematisch dreht sich, wie der Titel suggeriert, auf dem Album um Schuld und Sühne und die englischen Texte sind für nicht-native-Speaker erfrischend ordentlich geraten (die Grammatik betreffend), sind außerdem eine nette Abwechslung zu dem 08/15-Satanskram und konsequent durchgezogen. Sie ergänzen sich prima mit der größtenteils brachialen, hin und wieder geradezu fragilen Musik und hinterlassen einen äußerst zufriedenstellenden Eindruck.

So liefern ANOREXIA NERVOSA mit ihrem vierten Album (und dem leider letzten mit dem genialen Hreidmarr) ein absolut rundes Ding ab, das immer wieder Spaß macht und die messlatte für symphonischen Black Metal sehr, sehr hoch angelegt hat. Hoffen wir, dass sie sich irgendwann wieder zusammenraufen und einen würdigen Nachfolger aufnehmen.

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert