Cover ANY GIVEN DAY

Review Any Given Day – Limitless

Metalcore aus Deutschland ruft gemischte Gefühle hervor. Während sich Heaven Shall Burn verdientermaßen an der Sperrspitze der deutschen Interpretation dieses Genres befindet, kann man das kreative Zutun von Caliban für den Metalcore in Frage stellen. Callejon gaben zuletzt mit „Metropolis“ einen guten Grund, deutschen Metalcore nicht abzuschreiben, hingegen sich die Geschmäcker an populären Vertretern wie Electric Callboy scheiden. Welche Band man gerne bei solchen Aufzählungen vergisst, ist ANY GIVEN DAY.

Seit 2012 aktiv, haben die fünf Herren aus Gelsenkirchen bisher drei Alben veröffentlicht, mit deren Live-Umsetzung sich die Band als gern gesehener Festivalgast eine immer weiterwachsende Fangemeinde erspielte. Fünf Jahre nach der letzten Platte „Overpower“ legen ANY GIVEN DAY mit „Limitless“ nun ihr neustes Album vor.

Dem Albumtitel nach zu urteilen, hat sich das Quintett aus dem Ruhrgebiet hierfür keine kreativen und/ oder musikalischen Grenzen gesetzt, sondern geht frei von jeglicher Limitierung ans Werk – so zumindest in der Theorie. In der praktischen Umsetzung zeigt sich, dass sich ANY GIVEN DAY zwar frei in den selbst gesetzten Grenzen bewegt, diese im Vergleich zu anderen Bands aber zu eng gezogen worden sind.

Der Opener „Get That Done” hält, was er verspricht: Geschrieben als eine Hymne für all diejenigen, die einen liebevollen Anstupser benötigen, um sich der Erledigung unliebsamer Aufgaben zu stellen, eröffnen ANY GIVEN DAY ihre neuste Platte äußert kraftvoll. Der folgende Song „Unbreakable“ fährt im gleichen Fahrwasser, kann gegen Ende des Tracks mit dem Anziehen des Härtegrades ordentlich punkten – ein Vorgehen, was auch bei „Best Time“ überzeugen kann.

Aber im Verlauf des Album wird immer deutlicher, auf welches Vorgehen die Truppe um Sänger Dennis Diehl setzt, nämlich auf klassische Melodic-Metalcore-Trademarks: Im Mid-Tempo gehaltene Songs, viel Klargesang, wenig Growls, einige Doublebass-Eskapaden und ein Riffing, dass sich eher im Hintergrund aufhält, sprich, den Gesang von Diehl begleitet, alleinstehend aber nur schwer im Ohr bleiben würde.

In der Summe all dieser Einzelteile erinnert „Limitless“ an das Baukasten-Prinzip, aus dem elf knapp überdurchschnittliche, aber wenig kontrastreiche Songs resultieren, da die einzelnen Motive bereits durch die Songs davor bekannt sind und somit nicht nur ein- oder zweimal wiederholt werden, sondern mehrfach. Erschwerend hinzu kommt eine ähnlich gehaltene Gesangslinie in den Refrains, wodurch die Tracks noch mehr an Eigenständigkeit verlieren.

Fast schon bezeichnend ist es daher, dass der einzige direkt ins Gedächtnis gehende Song auf „Limitless“ der ist, auf dem sich ANY GIVEN DAY mindestens gesangliche, vielleicht aber auch kreative Unterstützung von Annisokay-Gitarrist Christoph Wieczorek geholt haben; „H.A.T.E.“ fährt eine gewaltige Djent-Front auf, die im Refrain mit einer packenden Atmosphäre überzeugt. Ein starker Track, der auf „Limitless“ leider seinesgleichen sucht.

Obwohl ANY GIVEN DAY auf ihrem neusten Album nichts verkehrt machen, enttäuscht Platte Nummer vier dennoch. Zu häufig kopiert sich die Bands selbst, wobei die kopierten Stellen in Ordnung, aber keine Knaller sind – sie zünden weder direkt noch später. Das macht „Limitless“ zu einem Album, das wesentlich schneller das Limit an Wiederholungen bei Nicht-Fans erreicht, wie ANY GIVEN DAY lieb sein dürfte.

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Wertung: 6.5 / 10

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