Review Arditi – Spirit Of Sacrifice

  • Label: Regain
  • Veröffentlicht: 2004
  • Spielart: Electronic

„Ask us for the fire that is in our hearts
For that burning word that needs to be sown”

So steht er auf der ersten Seite des Booklets geschrieben, jener Auszug aus dem Titeltrack „Spirit Of Sacrifice“, überthront von einem großen Adler aus Stein, umringt von Händen, die voller Stolz brennende Fackeln emporstemmen und einleitend für ein Opus, dessen musikalische Quintessenz von mitreißendem Heroismus und elektronischem, unheilvollem Bombast geprägt ist, jedoch unter anderem auch wegen eben dieser oben genannten Zeilen den Verdacht aufkeimen lässt, nicht ganz frei von propagandistischen Hintergedanken zu sein. Arditi lassen sich, dem Wesenskern ihrer Musik sowie der kalten, monumental angehauchten Bildersprache des mir vorliegenden Werkes nach, als ideologisch konservativ und kulturpessimistisch bezeichnen und auch wenn aus dem allumfassenden Gesamtbild nicht richtig hervorgeht, inwiefern ihre politische Haltung ernsthaft fragwürdig ist, kann ich wohl mit nahezu an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit prophezeien, dass die beiden schwedischen Künstler, namentlich Henrik Möller und Mårten Björkman, auch durch dieses neueste, gewohnt martialische Klanggut sowie der damit verbundenen Aufmachung, wieder einige eher kritische Betrachtungsweisen auf sich ziehen werden, zumal die provokante, anstößige Wirkung ihres Schaffens so gut wie unabstreitbar ist.

Einst in vielerlei Gruppen und Projekten tätig, arbeitet Mårten Björkman heutzutage nur noch unter dem Banner von Arditi, seine ehemalige, schwarzmetallische Hauptband Algaion, die er vor über einer Dekade mit Mathias Kamijo ins Leben gerufen hatte, ist längst dahingeschieden, ebenso wie die fast vergessene Death Metal-Formation Abemal, welche in die wohl allererste bekannte Epoche seiner musikalischen Aktivitäten einzuordnen ist und bereits Mitte des vergangenen Jahrzehntes nach nur einem einzigen Demo zu Grabe getragen wurde. Die Existenz des Industrial-Projektes Weltmacht, ebenfalls ein Zusammenschluss diverser Musiker, zu denen auch Björkman zählte, blieb hingegen nahezu gänzlich verborgen, denn das Quartett spielte zwar eine unbetitelte Mini-CD für Shadow Records ein, jedoch wurde diese niemals veröffentlicht. Mårten Björkman’s gesangliches Mitwirken am „Demo 2“ (1994) von Octinomos, neben Parnassus eines der beiden beerdigten Ein-Mann-Projekte des Fredrik Söderlund, mag an dieser Stelle aufgrund mangelnder Bedeutsamkeit sicherlich kaum einer Erwähnung wert sein, jedoch sehe ich hier die perfekte Gelegenheit für eine Überleitung zu Henrik Möller, dem anderen kreativen Kopf hinter Arditi, welcher gemeinsam mit besagtem Fredrik Söderlund seit mehr als zehn Jahren eines der wohl elitärsten aller industriellen, neoklassischen Musikprojekte betreibt: Puissance. Zudem ist Möller der Eigentümer von Secula Delenda, einem Side-Label der Cold Meat Industry, welches auch schon einige Schwarzmetallkapellen wie zum Beispiel Nefandus und Parnassus unter Vertrag hatte.

Arditi starteten ihren ersten Feldzug im Jahre 2002 mit der EP „Unity Of Blood“ und setzten diesen schließlich in Form des Debütalbums „Marching On To Victory“ (2003) konsequent fort. Nach der darauf gefolgten EP „Jedem Das Seine“ (2003) sowie dem Gemeinschaftstonträger „United In Blood“ (2004) mit Toroidh, stellt „Spirit Of Sacrifice“ nun endlich das zweite, vollends selbstkreierte Langspielalbum der beiden Musiker dar, und ich kann nur betonen, dass die Klangaura des enthaltenen Materials wirklich ungeahnt faszinierend ist! Die seitens des verantwortlichen Duos als „Revolutionary Military Industrial“ beschriebene Musik ist auf den Fundus von düsterem Ambient und kaltem, martialischem Industrial gestützt und weist zudem sehr deutliche, neoklassische Anstriche sowie eine starke esoterische Schlagseite auf. Viele der Kompositionen werden über weite Strecken von stoischen Marschrhythmen durchzogen, diverse Klangschichten lagern sich hervorragend übereinander und lassen das Werk – in Verbindung mit sporadischen, gesprochenen Textzeilen und beklemmend wirkenden, vermutlich aus dem dritten Reich stammenden Soundsequenzen – nicht selten gleich wie einen militanten, apokalyptischen Filmsoundtrack erscheinen. Die Atmosphäre ist überaus weitreichend, was insbesondere für die äußerst bedrohlichen Stücke „Religion Of The Blood“ und „Nicht mehr Schande“ gilt, welche eine geradezu erschreckende Tiefe besitzen und auf fast unbeschreibliche, absolut extraordinäre Weise sehr episch und heavy sind. Streng objektiv betrachtet, ist das letztgenannte Lied vor allem insofern intensiv, dass es den Krieg und die deutsche Vergangenheit enorm stark zu mystifizieren versteht – ob man dies nun als ansprechend erachtet, oder nicht, sei dahingestellt. „The Measures Of Our Age“ besticht durch ein ebenso endzeitliches Flair wie „Religion Of The Blood“ und auch die beinahe meditativen Stücke wie „Blood Firmament“ oder das Titellied „Spirit Of Sacrifice“, wissen mit einer resignativen Grundstimmung zu fesseln.

Arditi wollen und werden mit ihrer Musik nach wie vor definitiv nicht die breite Masse erreichen, viel mehr appellieren sie nämlich an eine sehr dünne, spezielle Hörerschicht, bei welcher sie auch zweifellos erneut auf positive Resonanz stoßen werden. Summa summarum ist es auf jeden Fall lohnenswert, sich mit diesem Werk auseinanderzusetzen, obgleich man dies nur in Form einer kritischen Inspizierung tut, oder nicht.

(Daniel H.)

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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