Review Arkan – Sofia

Wenn ein Labelschreiben schon mit recht persönlichen Zeilen eröffnet, muss es sich schon um bemerkenswerte Hintergründe handeln. Tatsächlich geht es im lyrischen Konzept des dritten Albums der Franzosen ARKAN um eine sehr plötzlich viel zu jung verstorbene Person, eine Geschichte, die leider der Realität entnommen wurde. Vielleicht steckt deshalb so viel Herzblut in der Scheibe, die nicht auf ganzer Linie, aber in fast allen Bereichen zu überzeugen weiß.

In Unkenntnis der vorherigen Outputs ist es schwer zu sagen, ob der Stempel „orientalischer Metal“, bei dem unweigerlich der Vergleich zu Orphaned Land fällt, so ganz korrekt ist. Die zwölf Songs auf „Sofia“ klingen eher sehr symphonisch, je nach Einsatz von Sängerin Sarah oder Growler Florent auch nach Melodic Death. Ist aber auch egal, einigen wir uns einfach auf gute Musik.
Denn diese hat das Quintett in Massen im Gepäck. Vor allem die beiden Fronter machen eine ausgezeichnete Figur, obwohl Sarah tendenziell eher tief singt, passt es sehr gut zu den männlichen Vocals. Dabei scheint eine stimmliche Nähe zu Anneke van Giersbergen durch und das ist absolut positiv gemeint, es wird nicht kopiert, sondern mit ähnlichen Anlagen etwas Eigenständiges kreiert. Dies gilt auch für die Musik hinter den Stimmen, sicherlich wird hier kein Rad, nicht einmal eine Speiche neu erfunden, aber vorhandene Wege werden mit frischer Energie beschritten. Ein harter Part hier, eine gefühlvolle Melodie da, ab und an sogar ein Hauch des Besonderen, zudem eine Platte, die sich mit der Zeit entwickelt.
Vielleicht ist das die beste Eigenschaft, die ARKAN ihrem Album mitgegeben haben: Obwohl man bereits beim ersten Durchlauf Gefallen an „Sofia“ findet und einzelne Songfragmente hängenbleiben, gibt es mit jeder weiteren Rotation Neues zu entdecken. Lediglich an den orientalischen Elementen scheint man (dieses Mal) gespart zu haben, was aber überhaupt nicht stört, eigentlich will man sich die Scheibe gar nicht anders vorstellen.
Was fehlt denn eigentlich? Schwer zu sagen, es ist eine typische Platte, die irgendwo einen Schönheitsfehler haben muss, weil dem Hörer das letzte Quäntchen fehlt, aber genauso versteht sie es, eben diesen Makel zu kaschieren. Ganz eventuell hätte der eine oder andere Song vielleicht etwas mehr Tempo vertragen können, aber das ist schließlich relativ. Schwungvoll agieren die Pariser in jedem Fall, lassen dabei Kraft und Gefühl gleichermaßen einfließen und liefern so Stoff für lang anhaltenden Metalgenuss.

Zwar haben ARKAN mit Mandola und Oûd reichlich Exotik im Gepäck, letztlich ist „Sofia“ aber ein ziemlich lupenreines Symphonic-Metal-Album mit gelegentlichen nahöstlichen Einsprengseln geworden. Und ein Gutes vor allem, denn es gibt nur wenig auszusetzen an dieser Platte, die man als Freund des Genres dringend antesten sollte.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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