ASSIGNMENT – Zuordnung. Genretechnisch lässt man sich zumindest klar zuordnen: Zwar ist im Pressetext von Prog Metal die Rede, doch die Power-Metal-Schlagseite ist nicht nur vorhanden, sondern stellenweise auch prägend. Es handelt sich bereits um das fünfte Studioalbum der Deutschen, unterwegs ist man sogar bereits seit stolzen 24 Jahren! Erfahrung für ein kraftvolles Album sollten die Jungs (und Gastsängerinnen) also genug haben.
„Metal ohne Grenzen“ – so das Credo der Band. Nun, zumindest der Opener, lässt man das wenig aussagekräftige Intro „Trilogia Balkanica“ weg, kann dies erst einmal nicht bestätigen. „Mercyful Angel“ ist ein reinrassiger Power-Metal-Track, wie er im Buche steht: Kernige Gitarren, die Stimme von Sänger Diego Valdez und das hektische Schlagzeugspiel von Michael Kolar verwandeln den Song zum Einstieg direkt mal in den geradlinigsten und temporeichsten auf der Platte. Lyrisch wird sich hier kritisch mit den NATO-Bombardierungen auf Serbien auseinandergesetzt und „Mercyful“ wurde bewusst falsch geschrieben – eine Hommage an die dänische Heavy-Metal-Institution Mercyful Fate.
ASSIGNMENT zeigen aber schnell, dass sie auch Abwechslung können: Die folgenden „Obsession“ und „Corporate Men“ beispielsweise bieten progressive Elemente, die größtenteils im Midtempo zelebriert und vom argentinischen Sänger und seinem genretypischen Organ getragen werden – dabei erinnert er hin und wieder an die Szenegröße Russell Allen (Symphony X). Instrumentell sind die Gütersloher ebenfalls absolut auf der Höhe – die Gitarren fetzen und das Keyboard begleitet stets das Geschehen, ohne jemals aufdringlich zu wirken. Das Schlagzeugspiel ist kraftvoll und beschränkt sich keinesfalls auf ein schnörkelloses Begleiten der Melodie, sondern findet immer wieder eigene kreative Wege.
ASSIGNMENT leben im weiteren Verlauf des Albums weiterhin ihre progressive Ader aus: „Timeline“ bietet neben ordentlich Abwechslung auch mehrstimmigen Gesang. In „Endlessly“ übernimmt Powerfrau Inés Vera-Ortiz (Inner Stream, Black Oceans) die Lead Vocals und lässt das Lied zusammen mit ihrem Landsmann Valdez in einem spannenden Duett ausklingen. „Unknown Hero“ überrascht mit starkem symphonischem Intro und einer etwas düsteren Grundstimmung und der Rausschmeißer „Silent Nation“ hätte nicht besser in der Tracklist stehen können, entpuppt er sich doch als proggiger Höhepunkt von „Reflections“.
Jedoch ist nicht alles Gold, was glänzt: ASSIGNMENT bieten viel eingängige Abwechslung in ihren Liedern, aber richtige Höhepunkte, die der Hörerschaft vor Freude die Tränen aus den Drüsen lockt, findet man eher weniger. Mit dem Titeltrack und „Submission“ haben sich außerdem auch zwei schwächere Songs eingeschlichen. Trotzdem ist „Reflections“ für Genrefans fast schon ein Muss, denn die deutschen Routiniers mit argentinischer Unterstützung liefern hier überdurchschnittliche Kost ab, die sich nicht vor der Konkurrenz zu verstecken braucht.
Wertung: 7.5 / 10