Dass es im Metal durchaus auch sehr gut ohne reines Gegrunze und ohne fies-tiefergestimmte Gitarren geht, haben zuletzt Blind Guardian mit ihrem phänomenalem zweiten Platz in den dt. Album Charts gezeigt. Da scheint es ein guter Zeitpunkt zu sein, eine neue Power Metal Band an den Start zu bringen. Doch dem Fünfer aus Hannover mit Namen ATHORN vorzuwerfen einen kurzfristigen Trend zu nutzen wäre mehr als unfair. Erstens gibt es die Gruppe seit 2008 und zweitens wurde ihr Debutalbum dieses Jahr im Juni und Juli eingespielt.
Doch ragen ATHORN unter all den Newcomern wirklich heraus oder findet sich auf “Phobia” letztendlich nur anständiger Metal von der Stange?
Nach dem kurzen cleanen Intro von “Angel Of The Fall” krachen die Gitarren mit Carsten Franks Powerorgan zusammen und es ist spätestens nach dem Refrain klar, dass den Hörer auf “Phobia” viele Ohrwürmer erwarten werden. Die Soli zeigen auch gleich, dass Stefan Schönebeck es ordentlich an der Leadgitarre drauf hat. In nahezu jedem Song finden sich Sweeping- und Tappingeinlagen ohne aber in unnötiges Gefrickel auszuarten. “Humanize The Demon” demonstriert eine weitere Stärke von Athorn: Melodien. Hinter vielen Riffs verstecken sich Melodien, die die Gehörgänge nicht so schnell verlassen werden. Das Problem dabei ist allerdings, dass sie häufig mit dem Gesang konkurrieren müssen und so erst bei genauerem Hinhören auffallen. Die Mitte des Albums bildet der Titeltrack “Phobia”, der mit einem atmosphärisch- hymnenartigen Intro versehen ist, dass aber trotz der sehr gefühlvollen Soli- Einlagen irgendwie für den Song nicht nötig ist. Die Halbballade selbst, fällt dann leider trotz einiger guter Riffs eher unspektaktulär aus und schrammelt im Mittelteil vom Riffing her knapp am Metalcore vorbei . Intelligent fallen bei Athorn v. A. die Intros aus, die sich meist nicht in die Länge ziehen. Eines der Highlights des Albums ist “A Matter Of Time”. Hier beginnt alles mit einem groovigem Riff, dass einen an Ordan Ogan erinnert und man kann mit einem sehr stimmigen Solo aufwarten, welches gen Ende einige extrem geile Läufe beeinhaltet. Nach zwei weiteren eher ruhigeren Tracks, so hauptsächlich die Ballade “The Ferryman”, die einen sehr eingängigen Refrain hat, erwartet einen der Finale Track “Schizophrenia”. Man mag es schon am Namen erkennen; Es dreht sich auf diesem Album häufig und Angstzustände und so eröffnet ein bedrohliches Intro diesen Track. Man hört einen Mann, der offensichtlich nicht gerade in guter Stimmung ist angstvoll Atmen. Hervorzuheben ist hier der Mittelteil, der wegen seiner besonders düsteren Aura entfernt an Iron Maidens “Rime Of The Ancient Mariner” erinnert. Leider bleibt dieser finstere Teil eher eine Ausnahme auf “Phobia”.
Rechnen wir die positiven und negativen Aspekte des Erstlings von ATHORN gegeneinander einmal auf: Da die Jungs alle mehr oder weniger Ahnung vom Musikmachen haben, merkt man, dass hier echte Profis am Werke sind. Spielerisch und technisch gibt es nicht viel anzukreiden. Die Produktion ist sauber, warm und homogen. Leider aber gehen viele Melodien im Gesamtkonzept unter, da sie einfach zu leise gemischt sind. Gut gefallen auch die ausgefallenen Intros, Bassparts und Gitarren Soli. Eine weitere Stärke ist definitv der Gesang von Carsten Frank, der mit seiner Stimme meist Clean singt, aber es stellenweise auch zu Screamen und Growlen versteht. Das Ganze zusammen wirkt auf der einen Seite zwar homogen, andererseits denkt man sich manchmal es könnte doch ein bisschen konsequenter in eine Richtung gehen. Vielleicht kommt hier der verschiedene Musikgeschmack der Mitglieder zum Tragen? Auch mischen sich immer wieder eher belanglose Riffs in die Songs und der Gesang ist sehr dominant auf Kosten anderer Instrumente. So hat man manchmal das Gefühl einen Refrain einfach zu oft zu hören. Stilistisch sehen sich die Jungs als “Sybionic Metal”, was mir allerdings nicht wirklich gerechtfertigt scheint. Im Grunde sind Athorn trotz verschiedenartiger Einflüsse doch stark dem Power Metal zuzuordnen, wenn sie auch einen gewissen eigenen Charme besitzen.
Insgesamt ist “Phobia” also ein sehr anständiges Debut von den Jungs aus Hannover geworden und man wird mit Sicherheit noch mehr von dieser Band hören. Es ist aber sicher auch noch Potential nach oben vorhanden. Wer auf modernen Power Metal steht und Bands wie Ordan Ogan, Emergency Gate und co. mag sollte definitv ein Ohr riskieren.
Anspieltipps: “Humanize The Demon”, “A Matter Of Time” und “Schizophrenia”
(Maximilian Lechner)
Wertung: 8 / 10