Review Babymetal – The Other One

Alle Metal-Elitisten dieser Welt brauchen nun viel Kraft und emotionale Zuwendung. Denn nach vier Jahren Ruhe ist die Kawaii-Metal-Band BABYMETAL aus Japan zurück und hat mit „The Other One“ ihr viertes Album im Gepäck. Dieses setzt es sich zum Ziel, eine andere Seite von BABYMETAL aufzuzeigen.

Es besteht jedoch kein Grund zur Sorge, denn „The Other One“ lässt keinen Zweifel daran, um welche Band es sich hier handelt, und ist wieder eine kompromisslose Kriegserklärung an den „truen“ Metal. Und als diese macht das Album seine Sache fantastisch! Man durfte bei BABYMETAL nie vergessen, dass hinter der schrillen und aufgedrehten äußeren Hülle stets gut komponierte, eingängige Musik zu finden war. Genau das heben die Sängerinnen Su-Metal und Moametal, tatkräftig unterstützt von ihrer Band, auf ein neues Niveau. Wem beim eher durchwachsenen Vorgänger „Metal Galaxy“ von 2019 so ein bisschen der Druck, der Biss, ja die Leidenschaft der ersten beiden Alben fehlte, darf sich freuen, all das auf „The Other One“ wiederzufinden. Neben dem niedlichen, anime-artigen Gesang auf Japanisch und teils Englisch und allen möglichen elektronischen Spielereien als Trademarks der Band bieten die Songs abermals auch krachende Riffs in Hülle und Fülle. So lassen Nummern wie „Mirror Mirror“, „Maya“ oder „Metalizm“ keinen Zweifel daran, dass es sich bei BABYMETAL um eine veritable Metal-Band handelt – doch beweisen die Japanerinnen in Songs wie „Time Wave“ oder „Monochrome“ ebenso ihr Gespür für rockigere, vergleichsweise ruhige Töne.

In Sachen Hitdichte waren BABYMETAL schon immer gut aufgestellt, doch lohnte es sich auch in dieser Hinsicht, vier Jahre lang auf das Album zu warten. Bereits die ersten Songs von „Metal Kingdom“ bis „Maya“ nehmen sich augenblicklich als neue Hits aus und dürften in künftigen Live-Setlists der Gruppe unverzichtbar werden. Damit ist das Album dann auch schon fast zur Hälfte vorbei, doch bis zum abschließenden balladesken „The Legend“ bietet „The Other One“ einen Song nach dem anderen, der auf seine Art und Weise zu begeistern vermag – gab es auf jedem bisherigen BABYMETAL-Album auch ein paar deutlich schwächere Songs, ist hier kein Ausfall vertreten. Wenn Songs wie „Maya“ oder „Believing“ in ihren Melodieführungen dann auch noch orientalische Einflüsse verarbeiten und auf „Light And Darkness“ der Metal-Anteil zugunsten der Electro-Elemente deutlich zurücktritt, sorgt das zusätzlich für willkommene Abwechslung.

Trotz alledem hat sich im Vergleich zu den vorherigen Alben in der Tat etwas verändert. Obwohl BABYMETAL unverkennbar sie selbst sind, klingt „The Other One“ nicht mehr ganz so verspielt, nicht mehr ganz so kitschig (gebrauchen wir den Begriff an dieser Stelle ruhig, ohne ihn hier negativ zu meinen). Es ist noch die gleiche Art von Musik, die die Gruppe darbietet, jedoch um eine Spur gereifter, erwachsener. Zweifellos ist dies mit dem Titel gemeint – die Veränderung geht jedoch nicht so weit, als dass sie den Kern der Fangemeinde vor den Kopf stoßen würde. Ernster klingende Lieder gehörten schon immer zum BABYMETAL-Repertoire. Mögen sie hier auch ein Übergewicht haben, stellt jeder Song einen Ohrwurm dar, wie man ihn von der Gruppe kennt.

Mit „The Other One“ sind BABYMETAL merklich gereift und schaffen es dennoch, weiterhin nach sich selbst zu klingen. Nicht immer lohnt sich eine ungewöhnlich lange Wartezeit auf ein neues Album, BABYMETAL legen hiermit aber nichts weniger als ihr bisher bestes Album vor.

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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