Nachdem zwischen Album eins und zwei 18 Jahre vergingen, legen BANGALORE CHOIR an Veröffentlichungsgeschwindigkeit drastisch zu. Erst vor gut anderthalb Jahren erschien „Cadence“, und jetzt steht bereits der dritte Longplayer „Metaphor“ in den Startlöchern. In der heutigen Zeit, in der Alben in dieser monatlichen Release-Flut mehr den je sorfgältig ausgearbeitet werden sollten, um noch Akzente zu setzen, erscheint mir dieser Abstand relativ kurz. Schauen wir mal, ob „Metaphor“ tatsächlich ein Schnellschuss wird.
Und obwohl die beteiligten Künstler nicht nur versierte Musiker, sondern auch erfahrene Songwriter sind, kann „Metaphor“ tatsächlich nicht die Klasse seines Vorgängers halten. Nach wie vor reichern BANGALORE CHOIR ihren Melodic Hardrock mit energischen Merkmalen an, die besonders beim Gitarrenspiel in Erscheinung treten. Dies empfinde ich auch diesmal wieder als angenehm, da die Dynamik als gelungenes Gegenstück zur AOR-Harmonie funktioniert.
So sind „Trojan Horse“ und „Shilhouettes On The Shade“ nach einem belanglosen Opener auch gute Tracks, die genau von dieser Mischung aus Melodik und Energie profitieren. Der Titeltrack „Metaphor“ schielt so ein wenig in Richtung frühe Whitesnake und gehört ebenfalls zu den besseren Stücken des Albums. Aber es schleicht sich doch auch mancher Filler ein, wie „Don’t Act Surprised“, „Catch An Angel Fallin'“ oder „Fools Gold“. Mit seinem Country-Blues-Feeling zwar ungewöhnlich, allerdings auch recht nervtötend ist „Never Face Ole Joe Alone“. Keine Ahnung, was Reece & Co. zu diesem Experiment bewegt hat, aber der Versuch geht schief.
Das emotionalere „Scandinavian Rose“ und das recht kantige „Civilized Evil“ sind noch empfehlenswerte Stücke, doch das ist diesmal zu wenig, um in dem Genre noch was zu reißen. Mit „Metaphor“ begehen BANGALORE CHOIR gegenüber „Cadence“ auf jeden Fall einen Rückschritt. An der handwerklichen Leistung gibt es nichts auszusetzen. Alle Musiker verstehen ihre Arbeit, und David Reece singt wieder unheimlich charismatisch. Aber selbst ein klasse Sänger wie er kann nicht das eher durchschnittliche Songwriting wettmachen.
Auch wenn „Metaphor“ jetzt nicht ein kompletter Fehltritt ist, muss man dennoch sagen, dass es kompositorisch nicht genügend ausgearbeitet wurde. BANGALORE CHOIR haben es mit der recht schnelle Veröffentlichung nach dem letzten Album wohl gut gemeint, doch gut beraten waren sie damit nicht. Sie schmälern so leider auch den positiven Eindruck, den sie nach der Reunion hinterlassen haben. Mein Rat für das nächste Album ist, sich mehr Zeit für die Ausarbeitung der Songs zu nehmen. „Metaphor“ können sich Melodic-Hardrock-Fans ruhig anhören, sie verpassen aber auch nicht viel, wenn sie es nicht tun.
Wertung: 6 / 10