Oft bekommt man in diesem Job CDs zugeschickt, von denen man sich rein optisch und von der Beschreibung her wenig verspricht. Gerade im Bereich des nicht zu schnellen Rocks in allen Spielarten gibt es definitiv zu viele Bands, als dass sie alle innovativ sein könnten oder auch nur guten Standard produzieren würden. Umso größer war meine Überraschung, als sich die dritte Studioscheibe von BARONS BALL mit dem Titel „Roadkill“ als handfestes und überzeugendes Genrealbum erwies, das nur eine offensichtliche Schwäche aufzuweisen hat.
Schon der Opener „Working Man“ ist von einer derartig stilsicher reduzierten Simplizität, dass man tatsächlich gute Laune bekommt. Die mal countrymäßige, mal leicht nölige, aber immer atmosphärische Stimme von Sänger Levon legt sich absolut passend über die dynamischen Staccato-Riffs und singt das Lied des arbeitenden Mannes, der gegen seinen Lebensstil des nine to five rebelliert. Klar, alles schon mal gehört – aber deshalb ja nicht schlecht. Überhaupt hat „Roadkill“ in etwa so viel Innovationskraft wie eine Kartoffel. Klar, da überrascht mla eine Passage Sprechgesang („Adrenaline“) oder es gibt ein paar Sprachsamples („Sex, Drugs & Rock’n’Roll). Letztlich aber gilt: BARONS BALL geben dem rockenden Affen Zucker.
Durchaus optimistisch hört man sich also die ganze Scheibe durch und hofft auf die versprochene Reise über verstaubte amerikanische Landstraßen. Und die bekommt man auch – leider auch mit dem offensichtlichen und bereits angekündigten Nachteil. Es ist alles eben eine Spur zu kalkuliert und gerade in der zweiten Hälfte verliert „Roadkill“ an Kraft. Während gefühlt jeder Song etwas langsamer wird, geht einem wieder auf, wie das noch mal war mit der verstaubten Landstraße: Viel passiert da nicht. Leider bleiben BARONS BALL hier konsequent im Bild. Natürlich haben die Songs weiterhin ihren Charme und sind gelegentlich sogar richtig gut, wenn auch langsam („I’m No Runaway“). Gerade am Ende aber neigt die Band zu Wiederholungen, sowohl vom Ambiente als auch von den Texten her. Anders ausgedrückt: So oft will man das Wort „Rock“ dann doch nicht hören.
Hier liegen eben die Grenzen des Genres. Man kann alles richtig machen und damit doch noch etwas falsch. Vielleicht hätten BARONS BALL gegen Ende das Tempo noch einmal anziehen sollen – drei Balladen sind eben doch etwas viel für elf Tracks. Und so bleibt „Roadkill“ ein gelungenes Genrealbum mit ein paar richtig starken Tracks. Für den Fan ist das ideale Musik, und jeder andere, der eine schöne CD zum Autofahren sucht, sollte auch einmal reinhören. Darüber hinaus fehlt BARONS BALL aber leider die Strahlkraft.
Wertung: 7 / 10