Barren Womb Artwork

Review Barren Womb – Chemical Tardigrade

Noise-Rock haftet etwas Zeitloses an: Klar, ein kleines bisschen Neunziger-Jahre-Soundästhetik, entsprechend den Alternative- und Grungeströmungen jener Zeit, bringen viele Vertreter des Genres mit, aber wenn disharmonische Elemente in den Vordergrund hängen, fällt die Zuordnung eines bestimmten Jahrzehnts oftmals schwer. Zumal auch Punk und Hardcore, zwei ebenfalls recht zeitlose Schubladen, nicht selten die musikalische Basis stellen. BARREN WOMB bilden hier keine Ausnahme – und präsentieren mit „Chemical Tardigrade“ ihr inzwischen fünftes Album seit der Bandgründung 2011.

Das skandinavische Duo (Gitarrist Tony Gonzales ist Finne, während Schlagzeuger und ebenfalls Sänger Timo Silvola aus Norwegen kommt) aus Trondheim zeigt dabei eine Spielfreude, die bemerkenswert ist. Energetisch, dreckig, aber spiel- und tontechnisch cool umgesetzt, haben sich BARREN WOMB dem hardcore-lastigen Noise-Rock verschrieben und dürften somit Fans von den Melvins, Helmet oder Fugazi auf jeden Fall zusagen. „Chemical Tardigrade“ macht ab der ersten Minute richtig Spaß.

Dabei schüttelt Gonzales schon ziemlich viele großartige Riffs aus dem Ärmel, welche Silvola mit seinem äußerst groovigem Schlagzeugspiel gekonnt veredelt. In Sachen Härte ist man musikalisch nicht so krass und negativ wie die letzten beiden Ken-MODE-Alben unterwegs, sondern rockt eher (beinahe positiv, wenn auch latent wütend) im Arabrot-Sinne, aber eben mit spürbarer Hardcore-Schlagseite. Was sich auch in der Vocalarbeit, die nicht selten an die legendären Refused erinnert, niederschägt, So hat der eine oder andere Song (z.B. „Bug Out Bag“ oder auch „Squat Walker“) wirklich Ohrwurm- und Hitcharakter.

„Chemical Tardigrade“ stellt zweifelsohne das bisherige Highlight in der BARREN-WOMB-Diskografie dar. Elf Songs auf nicht einmal 40 Minuten machen das Album zu einer kompakten und mitreissenden Angelegenheit ohne große Längen oder Ausfälle. Die Produktion ist kein Hochglanz, sondern passend zur Musik räudig-fett. Im besten Garagen-Rock-Sinne scheppert es aus den Boxen, aber dabei jederzeit ausgewogen und differenziert. Keine Selbstverständlichkeit für eine Band aus diesem Bereich.

Man darf hoffen, dass BARREN WOMB mit ihrem neuen Longplayer die Aufmerksamkeit zuteil wird, die sie verdienen. Denn „Chemical Tradigrade“ ist ein Kleinod der noisigeren und rifflastigen Rockmusik und muss sich auf keinen Fall hinter den genannten Bands und Größen des Genres verstecken. Das Album ist eingängig, aber nicht cheezy, unkonventionell, aber nicht anstrengend und heavy, aber nicht metal. Bleibt zu hoffen, dass geneigte Zuhörer bald die Gelegenheit bekommen, dass Ganze mal live und genauso energetisch dargeboten zu erleben.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert