Im Jahre 2009 veröffentlichten die finnischen Überzeugungstäter von BEHERIT nach einer langen Durststrecke von immerhin 14 Jahren endlich ein neues Studioalbum. Seit 1989 aktiv, wurden sie, wenn es um rauen, schmutzigen Black Metal der alten Schule geht, recht schnell zu einem echten Geheimtipp. Nach dem Dark Ambient-Experiment „Electric Doom Synthesis“ im Jahre 1995 dürfte sich der geneigte Hörer gefragt haben, was ihn auf dem neuen Werk erwarten würde. Fans wie Kritiker richteten ihr Augenmerk demnach natürlich äußerst gespannt auf „Engram“.
Interessante, experimentelle Klanglandschaften hin oder her, ihr Kurs ist, und das lässt sich nach dem Einlegen der Platte recht schnell erahnen, Anno 2009 schwarzmetallischer ausgefallen, als mancher vielleicht erwartet hätte.
„Because I Just Fucking Hate This World…“
Mit diesen Worten wird ihr viertes Full-lenght Album eingeleitet, Nuclear Holocausto Veangeance versteht es eben, seine Hörer gleich zu Beginn an überzeugend an seiner Weltanschauung teilhaben zu lassen. Es geht dann direkt los mit „Axiom Heroine“. Ein schleppender, dauerhaft im Mid-Tempo gehaltener Volltreffer, der im weiteren Verlauf ordentlich Atmosphäre und Spannung erzeugt. Als Volltreffer ist auch die Produktion zu bezeichnen. Für das heutige Zeitalter äußerst rau und ungeschönt präsentieren sich die sieben Totschläger, die, obwohl das Grundgerüst am rohen, primitiven Black Metal der 90-er Jahre angelehnt ist, auch durchaus Raum für kurze, eher Genrefremde Einflüsse lassen. Ihre Experimentierfreudigkeit haben sie also nicht gänzlich an den Nagel gehängt.
Der „Destroyer Of Thousand Worlds“ startet vergleichsweiße rasant, die stimmlichen Qualitäten des Sängers werden gekonnt in Szene gesetzt. Es wird gekeift, gekreischt und sich in Extase geschrien, als wäre der Gehörnte höchstpersönlich hinter ihm her. In seiner Gesamtheit am ehesten als klassischer Beherit-Stoff zu bezeichnen. Nach etwas über drei Minuten ist jedoch auch schon wieder Schluss mit der Zerstörung.„Pagan Moon“ muss dann zweifelsohne als ein erster Höhepunkt bezeichnet werden.
Nachdem durch Regengeräusche und sanfte Gitarrenparts eine unbehagliche, düstere Stimmung erzeugt wird, belegt das anschließende Geprügel, dass BEHERIT definitiv nichts verlernt haben und nach wie vor wissen, wie sie ihre Hörer gefühlstechnisch mitreißen können. All dies macht „Pagan Moon“ auf jeden Fall zu einem der ganz großen Momente auf „Engram“.
Apropos große Momente: die finden sich auch in „Pimeyden Henki“. Mehrstimmige, fast wie ein Chor anmutende Gesänge, psychedelische Gitarreneffekte und die bekannte, unbändige Raserei lassen einem die Nackenhaare zu Berge stehen. Leider endet dieser Song ohne Vorwarnung viel zu unspektakulär.
Bis dahin ist das Werk gespickt mit allerlei hörenswerten Perlen, die einen Kauf auf jeden Fall rechtfertigen würden.
Abschließend jedoch ein paar Worte zum finalen „Demon Advance“.In den ersten sechs bis acht Minuten ein episches, pechschwarzes Manifest, wird der Bogen bei einer Gesamtlänge von etwas über 15 Minuten in meinen Augen leider deutlich überspannt und der Track dümpelt im letzten Drittel mehr oder weniger monoton vor sich hin. Da wäre die eine oder andere Kürzung im gesamten Verlauf durchaus sinnvoll gewesen.
Zusammenfassend kann für dieses Werk aber ohne Weiteres eine Kaufempfehlung ausgesprochen werden. Wer den Namen BEHERIT schon irgendwo einmal aufgeschnappt hat, sollte sich neben dem als kultverdächtiger Klassiker gehandelten „Drawing Down The Moon“ definitiv mit diesem Werk beschäftigen. Wem der letzte Track ohne Einschränkungen zusagt, kann dann gerne einen weiteren Punkt in der Gesamtbewertung addieren, ansonsten bleibe ich bei starken 8 Punkten für ein äußerst gelungenes, qualitativ hochwertiges Release aus dem Hause Spinefarm.
Wertung: 8 / 10