Nun, es kommt nicht oft vor, dass ein Album genau ein Lied beinhaltet und dieses dann auch gleich mehr als eine halbe Stunde Spiellänge umfasst. Im Booklet ist neben Bildern der drei Musiker der Text abgedruckt. Die lyrische Seite weiss zu gefallen, sie ist schön ausformuliert, nutzt diverse Stilmittel und vor allem ist es immer wieder erquickend zu lesen, wie BERGTHRON paganische Themen abhandeln, da sie ihr Hauptaugenmerk auf die Natur legen und sich keinen abgedroschenen Floskeln bedienen. Es wirkt nicht aufgesetzt, noch nichtmal sehr pathetisch, „Verborgen in den Tiefen der Wälder“ ist einfach richtig famos geschrieben.
Ich will keinen Hehl daraus machen, dass BERGTHRON eine meiner favorisierten Gruppierungen sind. Also kann ich nur festhalten, dass die musikalische Seite ebenso schön ist, wie die lyrische. Eingeleitet wird das Lied mit Windesgeheul und einer Melodie, die an ein Horn erinnert, wie es die Stille in den nebligen Bergen zerreisst. Dann keift der Sänger, die restlichen Instrumente setzen ein und das Schauspiel ist im Gange. Das Keyboard ergänzt die Musik perfekt, es führt den Hörer zu den verborgenen Orten tief in den Gebirgsschluchten, tief in den Wäldern, von denen im Lied die Rede ist. Wie in den Lyrics schweben die Gedanken des Hörers, streifen umher in den Wäldern. Man durchlebt gedanklich den Text, spürt die greifbar nahe Szenerie.
Doch dann ein Bruch… Windesrauschen, eine Akustikgitarre meldet sich zu Wort. Später wird sie von einer sehnsüchtig-klingenden Melodie begleitet. Man treibt voller Heimatsliebe durch die Wälder, ist becirct von ihrem Anmut, beeindruckt von ihrem Antlitz. Geknirsche und die Akustikgitarre ziehen einen tiefer hinein in diese Welt, ein erhabener Männerchor begleitet den Hörer. Man lauscht ihnen und ihrer Geschichte von der – für die Welt außerhalb des Waldes unsichtbare – mystischen Quelle. Doch auch wenn es der Augenblick quasi erfordert, man verweilt nicht. Ein Donnerschlag, geheimnisvolle, düstere und weltfremde Synthesizer-Klänge lassen aufhorchen. Dann bricht das Gewitter erneut herein, BERGTHRON widmen sich wieder den Black Metal-lastigen Teilen der Musik. Fast scheint es, als würde man mit den Waldesbewohnern diesen magischen Ort schützen, seinen Reichtum an Leben. Thronende Riffs verleihen der Handlung noch ihre Majestätik.
Das letzte Drittel der Reise besteht zunächst ausschließlich aus geheimnisvollen, längst vergessenen Tönen, die das Ende des Erlebnisses ankündigen. Kurz darauf erschallen wehmütige Klänge, die vermischt mit Freude das Erfahrene noch einmal an dem geistigen Auge vorüberziehen lassen. Die Musik schweift ab von der Person, die zu diesem Ort reiste. Sachte kehrt sie zu den verborgenen Wäldern zurück, diese einzartige, gefühlvolle Melodie erhebt sich noch ein letztes Mal. Dann verstummt sie, mit ihr verblasst die Erinnerung, die Wälder hüllen sich wieder in Nebel, bis sie schliesslich verschwunden sind.
„Verborgen in den Tiefen der Wälder“ ist ein Erlebnis, eine sagenhafte Reise durch die wohl behütete Natur und zu Urd, dem Ursprung des Lebens. BERGTHRON haben etwas erschaffen, an dem sich Bands, welche Black Metal mit folkigen, hymnenhaften Einschlag praktizieren, messen müssen und höchstwahrscheinlich scheitern werden. Doch das soll uns nicht kümmern, geniessen wir lieber dieses Werk.
Wertung: 10 / 10