Review Beyond Obsession – Moments Of Truth

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Electronic

BEYOND OBSESSION ist eine deutsche Synthie-Pop-Band, die sich 2012 gründete, nachdem Nils Upahl, Andrè Wylar und Sören Köstel gemeinsam ein vorheriges Musikprojekt verließen. Letztgenannter ist mittlerweile nicht mehr Teil der Band, dennoch ist diese durchaus als sehr produktiv einzustufen. Mit „Moments Of Truth“ kann das Duo seit der Gründung auf drei Alben und eine Remix-Kompilation zurückblicken. Visuell fallen sie vor allem durch ihre weißen Springerstiefel auf, aber auch musikalisch haben die zwei Musiker interessante Ideen zu bieten.

Der Longplayer versammelt elf neue Songs in knapp 50 Minuten Spieldauer, die mit „Louder“ entgegen dem Titel doch eher ruhig starten. Verhaltene Synthies treffen hier auf eine angenehme Stimme, kurzzeitig aufblitzende Gitarrensoli und gelegentliche Akkordeon-Untermalung. Kein schlechter Einstieg für eine Band, deren eigentliches Repertoire ich eher im Bereich der Urgesteine Depeche Mode vermutet hätte, die hier aber erstaunlich locker und hoffnungsvoll agieren. Diese unterkühlte Seite tritt dann bereits in den Strophen des nächsten Titels „Weight Of Words“ zutage, erinnert aber musikalisch stark an die neueren Releases von And One. Sind BEYOND OBSESSION also nur eine bloße Kopie bereits bekannter Szenegrößen? Keinesfalls besteht der musikalische Output von Nils Upahl und Andrè Wylar nur aus dem Zusammenschustern erfolgreicher Elemente. Die Grenzen des Synthie-Pop sind grundlegend eng gezogen, dennoch schaffen sie es vor allem über die Stimmung eigene Momente zu kreieren. Dazu trägt vor allem der warme Gesang bei, der das Ohr umschmeichelt und zu jeder Zeit einen Funken Hoffnung und positive Energie mitliefert. Beispielsweise spielen BEYOND OBSESSION in „Sleep!“ ihre bedrohliche Seite aus, die sich vor allem durch verschrobene Synthie-Beats manifestiert. „Ghost Pictures“ brilliert durch starke Keyboard-Melodien und ist parallel dazu der erste ohrwurmverdächtige Titel. Vor allem in der zweiten Hälfte tritt vermehrt die ruhige Seite der Musik hervor und bringt dabei einige (Halb-)Balladen hervor. „Memories Fade“ setzt ein überragendes Saxophon ein, das von Heinrich Fries (Fries Nuss Quartett) gespielt wird und gerne mehr in den Song integriert sein könnte, so kommt es leider nur an ausgewählten Stellen zum Tragen.

BEYOND OBSESSION sind sicherlich nicht die große Offenbarung des Synthie-Pop, eines Genres, dem die Hände an Kreativität gefühlt schon lange gebunden sind. Dennoch erschaffen sie aus den vorhandenen Mitteln mit „Moments Of Truth“ ein Studioalbum, das in sich schlüssig ist und gerade durch die Stimmungswechsel ein wenig Abwechslung liefert. Wer mit And One, Solar Fake oder Camouflage etwas anfangen kann, der wird auch mit diesem deutschen Duo zufrieden sein.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert