Review Bjarm – Imminence

Jedem Metalhead, der seinen Metal besonders „true“ und ohne viel Schnickschnack konsumiert, muss eine Warnung ausgesprochen werden: Die 2009 gegründete Band BJARM ergänzt ihre Musik nämlich nicht nur mit orchestralen Klängen – sie rückt diese sogar stellenweise in den Mittelpunkt ihres Schaffens! Obwohl es sich um das Debüt der Band aus dem russischen Sewerodwinsk handelt, sei vorab schon einmal erwähnt, dass die Verknüpfung zwischen Metal und Symphonie, in der beide Stile in etwa gleichberechtigte Partner sind, absolut gelungen ist. Die metallische Instrumentalfraktion ist hier nicht nur schmuckes Beiwerk, obgleich die Russen bedeutend weniger aufs Gaspedal treten als beispielsweise die Norweger von Dimmu Borgir auf ihren ersten Outputs.

Bereits das hervorragend strukturierte Intro „Approaching Of The Close“ ist mit seinen Wendungen ein Fest für Freunde symphonischer Musik und könnte problemlos als unheilvoller Soundtrack zu einem Fantasystreifen durchgehen. Mit dem Folgetrack „Knowledge Of Doom“ lernen wir dann die Metalband BJARM kennen: Zur orchestralen Untermalung gesellen sich zum ersten Mal die dunklen Growls von Sänger Vait, die Gitarren und das Schlagzeug und verdammt: Das fetzt! Im erhöhten Midtempo-Bereich walzt das Sextett jegliche Vorurteile bezüglich klebrigen Kitschkleisters nieder und präsentiert eine astreine Symphonic-Black/Death-Nummer voller spannender Momente.

Die große Stärke von „Imminence“ ist sein immenser Abwechslungsreichtum – schon beeindruckend, wie kreativ die Russen zu Werke gehen. „Ominous Dreams“ glänzt mit erhaben-unheilvollen Melodien und steckt mit seinen Tempiwechseln und Breaks voller Überraschungen. „Oracle“ ist ein düster-melancholischer Track mit krächzig vorgetragenen Vocals und erinnerungswürdiger Hookline, die gar nicht mehr aus dem Gedächtnis verschwinden will. Auch Keyboarderin Anastasiya Angie sorgt mit ihren cleanen, regelmäßig eingestreuten Gesangseinlagen für vokale Abwechslung und das ohne an das typische „Schöne und das Biest“-Klischee zu erinnern. BJARM vernachlässigen trotz aller orchestralen Instrumentierung glücklicherweise nicht die Gitarren und das Schlagzeug, ganz im Gegenteil: Es ist immer noch Metal, der aus den Boxen oder wahlweise Kopfhörern schallt – erfreulicherweise ist auch die Produktion absolut gelungen, so dass man auch diesbezüglich keinerlei Abstriche machen muss.

Das Salz in der Suppe zu finden ist gar nicht so einfach: Der instrumental gehaltene Titeltrack ist zumindest im Vergleich zum Rest von „Imminence“ fast schon langweilig, das aber auf ziemlich hohen Niveau. Auch „The Highest Hall“ als Song mit den wenigsten orchestralen Einschüben fällt etwa leicht ab, ohne besonders schlecht zu sein. Außerdem verbraten BJARM die stärksten Tracks mit Ausnahme vom eben erwähnten „Oracle“ direkt am Anfang des Albums, von einem wirklichen Qualitätsabfall kann man aufgrund der hohen Gesamtqualität des Materials aber wahrlich nicht sprechen.

BJARM überraschen mit einem bockstarken Symphonic-Black/Death-Album, das mit vielseitigen Kompositionen bestückt und düster-erhabenen, orchestralen Elementen durchsetzt ist – diesbezüglich muss man natürlich mit einem Faible für symphonieartige Klänge ausgestattet sein, zumal sie aus der Dose stammen. Diese werden jedoch auf „Imminence“ dermaßen gekonnt zelebriert, dass man gar nicht anders kann, als dem aufgeschlossenen Metalhead eine absolute Hörempfehlung auszusprechen.

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Sebastian Mighali

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