Juli 2023

Review Blackbraid – Blackbraid II

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Black Metal

Vor gut einem Jahr sorgten BLACKBRAID mit dem Debüt „Blackbraid I“ für einen kleinen Hype in der Black-Metal-Szene. Der melodische Black Metal mit Elementen aus Native-American-Folk ließ aufhorchen, zumal das Material für ein Debüt sehr stark geschrieben und auch noch gut produziert war. Hinter BLACKBRAID steht Sgah’gahsowah, mit bürgerlichem Namen eigentlich Jon Krieger, der seit dem Debüt so manches Magazin-Cover zierte und seine erste Tour direkt als Support von Dark Funeral absolvieren durfte. Noch bevor „Blackbraid I“ veröffentlicht wurde, begann der kreative Kopf schon mit den Arbeiten am Zweitwerk, weshalb „Blackbraid II“ innerhalb kurzer Zeit auf den Erstling folgt. Der Druck auf Krieger könnte angesichts des immensen Erfolgs der ersten Platte wohl kaum größer sein.

Was sofort positiv auffällt (schlussendlich aber leider doch mit ein paar Abstrichen), ist die beinahe doppelt so lange Spielzeit im Vergleich zu „Blackbraid I“. Schon die erste Single „Moss Covered Bones On The Altar Of The Moon“ brachte es auf über zehn Minuten Spielzeit. Ansonsten hat sich am Sound von BLACKBRAID nichts verändert, der Black Metal des Ein-Mann-Projekts klingt immer noch stark von skandinavischen Vorbildern beeinflusst und glänzt durch große Melodien und die gelegentliche Einbindung der Native American Flute und auch die akustischen Zwischenspiele sind wieder vertreten. Mit einem solchen startet „Blackbraid II“ dann auch, wobei „Autumnal Hearts Ablaze“ das Riff des folgenden „The Spirit Returns“ mit einer akustischen Gitarre aufgreift und variiert. Diesen Kniff wendet Sgah’gahsowah bei allen Zwischenspielen auf diesem Album an und schafft so Brücken zwischen den einzelnen Songs. „The Spirit Returns“ wurde bereits vorab mit einem Video veröffentlicht und gehört mit seinem furiosen Riffing und mitreißendem Drumming schon jetzt zu den Highlight-Songs des Jahres.

Der Mittelteil des Langspielers wird von den beiden überlangen Stücken „The Wolf That Guides The Hunter’s Hand“ und „Moss Covered Bones On The Altar Of The Moon“ geprägt, die zusammen auf eine Spielzeit von gut 25 Minuten kommen. Flirrende Tremolo-Riffs, galoppierendes Drumming, epische Melodien und im Falle des zweiten Songs auch der gut dosierte Einsatz der Flöte sorgen dabei für viel Abwechslung. Aber bei mehrmaligen Hören wird dann doch deutlich, dass es diese Überlängen gar nicht gebraucht hätte. Sgah’gahsowah reitet manche Riffs regelrecht tot, wiederholt sie wieder und wieder, was auf Dauer ermüdend wirkt. Ganz anders bei „Twilight Hymn Of Ancient Blood“, dessen zweite Hälfte von dreckigen Thrash-Riffs und Two-Step-Drumming eröffnet wird. Was erst irritierend wirkt, macht schließlich richtig Spaß und fügt dem Sound von BLACKBRAID eine neue Facette hinzu.

Mit dem Debüt „Blackbraid I“ hat BLACKBRAID die Messlatte extrem hoch gehängt, denn trotz dem zum Teil übertriebenem Hype, war das einfach ein sehr gutes Album mit vielen spannenden Ideen. Mit „Blackbraid II“ kann Sgah’gahsowah dieses Niveau fast durchgehend halten, auch wenn die Songs etwas zu lang geraten sind und das Bathory-Cover am Schluss verzichtbar ist. Das BLACKBRAID-Zweitwerk ist weniger eine Weiterentwicklung, als vielmehr eine Art Debüt 2.0, auf dem Sgah’gahsowah seine musikalische, lyrische und konzeptionelle Vision bzw. Basis der Band noch deutlicher ausformuliert. In Anbetracht der kurzen Laufzeit des Debüts macht das durchaus Sinn, für die Zukunft dürfen das Songwriting und die Verbindung zwischen Black Metal und indigenen Einflüssen aber noch mutiger und eigenständiger werden.

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Wertung: 8 / 10

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