Review Bleed The Sky – Murder The Dance

Feinster Metalcore, den es eigentlich fast nicht eigenständiger, orgineller und besser sowieso nicht gibt – ungefähr diese Botschaft möchte der Promozettel vermitteln, der dem neuen BLEED THE SKY-Werk „Murder The Dance“ beiliegt. Die durch interne Probleme, Besetzungswechsel, Umzug und Tourstress (mal eine Frage am Rande: welche Band, die wirklich erfolgreich sein will, hat den nicht?) krisengeschüttelten Amerikaner präsentieren hier ihr Album numero dos, nachdem „Paradigm In Entropy“ drei Jahre früher erschienen war. Erwähnenswert wäre auch noch die, für den Metalcore nun doch eher untypische, Spielzeit von über einer Stunde. Aber genug des Vorspiels, kommen wir zur Sache:

Mit ihrem Zweitlingswerk tauen die meisten Bands so langsam aber sicher auf, haben ihren Stil schon verfeinert und lassen jetzt ordentlich die Sau raus. Die Sau möchte auch ich rauslassen, meine lieben Freunde, aber nicht vor Entzücken, nicht euphorisch feiernd, eher im bildlichen Sinne die Sau, die hier mal wieder verspricht, was absolut nicht gehalten werden kann. Ich bin einer, der auf Innovation steht, aber auch nichts gegen einen gewissen Grad an Stagnation hat, sofern das Level ein hohes ist und Spaß macht. Das geben mir BLEED THE SKY nicht, zu keiner Sekunde dieser 63:46 Minuten.

Obwohl die Ansätze vorhanden sind (irgendwas muss schließlich auch an den guten Kritiken dran sein, die das Debütalbum „Paradigm In Entropy“ nach Hause gebracht hat), schaffen es die in der Prärie des Mittelwestens wohnenden Musiker nicht, aus der Masse herauszustechen. Auch oder schon gar nicht mit wahllos um sich geworfenen Tempowechseln und einem Song wie „Occam’s Razor“, der zwar etwas Abwechslung auf die Scheibe bringt, den Kraftakt aber nicht meistert, das Niveau des Gesamteindrucks zu heben. Komischerweise erinnert der penetrant wiederholte Satz „This is allright“ auf genanntem Track an den Radio-Hit „Allright“ der deutschen Pop/Rock-Band Reamonn um den irischen Sänger Rea Garvey. Zufall oder steckt gar mehr dahinter? Ist wurscht, bringt nämlich nichts und interessiert auch nicht weiter.

Den Vogel schießen BLEED THE SKY dann mit ihrem Ausklang „Vertical Smile“. Dieser 17:34 lange „Killer“-Track zaubert mir nicht mal ein vertikales Lächeln auf die Lippen, lässt meine Kinnlade eher vor Fassungslosigkeit auf den Boden fallen. Das einzige, das dieser Track killt, ist vielleicht der klitzekleine Funken Hörspaß, der vereinzelt auftreten könnte – denn: der geneigte Hörer könnte natürlich in die Versuchung kommen, sich von einem 17-minütigen Metalcore-Song einiges zu versprechen. Leute, bloß nicht: zwischendurch kommt eine etwa 11 Minuten lange Pause. Kein Ton, nicht mal das Rülpsen des Mixers, das Gähnen des Produzenten, rein gar nichts ist zu hören. Dann zwei Stimmen am Telefon, die die spannungsgeladene (haha) Stille durchbrechen, ehe ein Klavier für die restliche halbe Minute einsetzt, dessen Eindruck genau so unbedeutend ist wie der Rest der Scheibe. Selbstverständlich machen das auch andere Bands und selbstverständlich kann man das nicht nur ihnen zum Vorwurf machen – unnötig bleibt’s deswegen aber trotzdem über alle Maße.

Aber kommen wir endlich zum Fazit: BLEED THE SKY liefern mit „Murder The Dance“ nicht den erhofften Weg aus ihrem Tief ab. Sie schaffen es mit dem neuen Output eher, das Loch um sie herum noch ein Stückchen tiefer auszuheben, damit der Fall auch schön lange dauern kann. Wie viele Metalcore-Acts gibt es auf dieser Welt? Schätzt mal. Etwa 1500 werden durch die Metalarchives erfasst, die Dunkelziffer ist groß – greift bei irgendeiner anderen Band zu; die Chancen, dass ihr was Besseres erwischt stehen verdammt gut.

Wertung: 4.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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