Etwas ratlos lässt mich die aktuelle und somit zweite Full-Length-Platte von BLINDEAD aus Gdynia in Polen zurück. Es ist ja nicht gerade unüblich, in Bandinfos mit den Heroen der jeweiligen Genres um sich zu werfen und meistens halten die Nachfolger den Vorreitern ja auch nicht stand. Und tatsächlich schlagen die Herren in die post-metallisch-doomige Kerbe, auch wenn sie es auf etwas niedrigerem Niveau tun. Allzu viele Informationen indes gibt man nicht preis, zumindest bleibt es für den polnisch-unmächtigen doch weitgehend im Dunkeln, was man auf der Homepage so alles zu sagen hat.
Die MySpace-Seite ist da auskunftsfreudiger und teilt mit, dass Gründungsmitglied und Gitarrist immerhin Mateusz Smierzchalski, der damals noch bei Behemoth aktiv war. Mit dieser Musik hat BLINDEAD allerdings nun wirklich nichts gemein und somit ist es an der Zeit, sich dem Sound der Nordpolen mal zu widmen.
Immerhin lassen sie mit interessanten Songtiteln aufhorchen, für den Redakteur wird es dadurch allerdings nicht einfacher, da man doch etwas durcheinander kommt. Im Ohr bleibt auf jeden Fall Phaze II: Symmetry, welches im Refrain ordentlich auf das Gaspedal drückt und aufgrund kraftvollen Gesangs richtig gut gefällt, um Abwechselung ist man im weiteren Verlauf durchaus bemüht, so erinnert mich der Gesang bei Phaze III: A Nice Night For A Walk irgendwie an Creed, auch wenn ich mir kaum vorstellen kann, dass das beabsichtigt war. Auch die anderen Tracks sind keineswegs schlecht, aber irgendwie fehlt mir da doch das entscheidende Quäntchen. Zwei Dinge stechen dabei vor allem ins Auge; zum einen gefällt mir der Sound nicht immer, die Gitarren klingen zwar genretypisch cool, weil ziemlich trocken, ja beinahe erdig-staubtrocken, aber darin geht die Bass-Drum allzu oft unter. Besonders negativ fällt es dann auf, wenn gleichzeitig die Snare enorm präsent im Vordergrund herumgeistert.
Die zweite Problematik ist die Länge der Lieder, sicher ist es nicht verboten, 12 Minuten lange Stücke zu schreiben, aufzunehmen und dann sogar zu veröffentlichen, aber bitte, dann muss da ein bisschen mehr drin passieren als nur drei oder vier verschiedene Riffs. Als krasses Beispiel mag hier der vierte Song, Phaze II: Phenomena dienen, welcher eigentlich in eine coole Richtung läuft, dann aber durch ein endloses und somit irgendwann doch ziemlich langweiliges Gitarrenriff beendet werden soll, aber irgendwie halt nicht beendet wird. Minutenlang dudeln die gleichen paar Töne aus den Boxen, irgendwann „erbarmt“ sich das Schlagzeug und spielt noch ein wenig mit und dann klingt es auch noch eine halbe Ewigkeit aus. Das kann man spannender lösen!
Mein persönliches Fazit fällt somit zwiegespalten aus; einerseits sind gute Ideen vorhanden, andererseits bleibt der fade Beigeschmack, dass diese nicht so umgesetzt wurden, wie zumindest ich es mir gewünscht hätte. Antesten kann man es mal und sollte es auch, bevor man hier blind zuschlägt, dennoch will ich nicht ausschließen, dass der eine oder andere Gefallen finden könnte. Dzi?kuje, cze?? i do widzenia!
Wertung: 6 / 10