Das Cover von "Creatures Of The Dark Realm" von Bloodbound

Review Bloodbound – Creatures Of The Dark Realm

Als sie mit „In The Name Of Metal“ bei AFM Records debütierten waren BLOODBOUND noch eine gradlinige Heavy-Metal-Band. Mit ihrem melodiösen und doch druckvollen Sound waren die Schweden, die immerhin schon mit Sängern wie Michael Bormann (Jaded Heart) und Urban Breed (Tad Morose) gearbeitet haben, drauf und dran, die Lücke, die von Kollegen wie Dream Evil hinterlassen wurde, zu füllen. Seither machten BLOODBOUND jedoch eine deutliche stilistisch Wandlung durch und mutierten von ebenjener zeitgemäßen Heavy-Metal-Institution zu einer poppigen Power-Metal-Band, die auf unsäglichen Bandfotos mit vermeintlicher Mittelalter-Staffage nebst Hirschgeweihen und Drachenhörnchen posiert. Sabaton, Powerwolf und Ghost haben vorgemacht, dass solcherlei Gimmicks durchaus Garant für Erfolg sein können und so setzen BLOODBOUND den mit „Stormborn“ eingeschlagenen Weg fort.

Basierend auf erhebenden Refrains, die selbst Freedom Call wie eine Thrash-Metal-Band wirken lassen, werden die Songs hier in erster Linie von orchestralen Keyboards getragen. Die Gitarre – eigentlich auch im Power Metal ein zentrales Instrument – gerät schon im Titeltrack zum Hintergrundgeräusch und auch später bleiben Riffs leider allzu oft bestenfalls Andeutungen. Der Vergleich zu Sabaton drängt sich im Verlauf von „Creatures Of The Dark Realm“ nicht selten auf, denn die Schweden bedienen sich mittlerweile nur zu gerne im schunkeltauglichen Songwriting-Baukasten ihrer Landsleute. Das zeigt sich insbesondere im mit hymnischer Inbrunst vorgetragenen Mord-und-Totschlag-Refrain von „March Into War“ sowie dem musikalisch wie inhaltlich nicht minder verklärten „Death Will Lead The Way“.

Im besten Falle könnte man die Musik von BLOODBOUND 2021 noch als „Metal für Einsteiger“ bezeichnen: Hier wird niemand von bratenden Gitarren oder aggressivem Gesang überfahren. Der unaufdringliche, melodieschwangere Sound der Schweden erschließt sich sofort und im ersten Moment wirken die monolitischen Chöre und großen Arrangements dank der breiten Produktion ziemlich druckvoll. Auch transportiert der gut gelaunte Schlager-Metal in Songs wie „When Fate Is Calling“ oder „The Ever Burning Flame“ durchaus eine gewisse Energie. Das versieht dieses Album mit einem anfänglichen „Wow-Effekt“, der jedoch alsbald abebbt. Wo Bands wie Hammerfall oder Dream Evil bei aller Eingängigkeit noch mit einer gewissen Angriffslust daherkommen, fehlt es „Creatures Of The Dark Realm“ schlicht an der nötigen Kantigkeit, mit der sich die Songs dauerhaft im Gehörgang verhaken könnten.

Das Ganze wird umso trauriger, weil die Band, die einst Alben wie „Book Of The Dead“ und „Nosferatu“ aufnahm, auch 2021 noch besteht: Auch auf „Creatures Of The Dark Realm“ beweisen BLOODBOUND, dass sie durchaus noch knackige Power-Metal-Songs mit der nötigen Wucht schreiben können, wenn sie denn wollen. Nicht zuletzt das offenkundig von Judas Priest inspirierte „Eyes Come Alive“, das tatsächlich an ältere Dream Evil angelehnte „Face Of Evil“ sowie der rundum gelungene Abschluss „The Wicked And The Weak“ erinnern stark an das Material der Band vor „Stormborn“. Natürlich sind auch hier die Keyboards stets präsent und mehr als nur Hintergrundinstrument, allerdings fungieren sie als Gegengewicht zu durchweg kernigen, headbang-tauglichen Riffs. Bestünde das Material von „Creatures Of The Dark Realm“ mehrheitlich aus solchen Songs, die Wertung würde weitaus höher ausfallen.

Sollte es das erklärte Ziel von BLOODBOUND sein, sich einen Platz auf dem Cover des nächsten EMP-Magazins zu sichern, tun sie sicherlich genau das Richtige – dort liebt man Bands, die sich vornehmlich über ihr Image definieren. Und wer auf den „neuen“ BLOODBOUND-Sound steht, der wird auch an „Creatures Of The Dark Realm“ seine helle Freude haben, denn hier setzen die Schweden erneut vornehmlich auf große Refrains mit noch größeren Chören sowie monumentale Keyboards mit ein bisschen Gitarre. Das hat auch einen gewissen Reiz, mit dem kernigen Sound ihrer Anfangsphase aber nichts mehr zu tun. Sollte diese Wandlung nichts mit geschäftlichem Kalkül zu tun haben, so sei sie der Band unbenommen – allen, die die früheren BLOODBOUND vermissen, sollten vielleicht mal wieder „Book Of The Dead“ aus dem Regal nehmen oder eines der stilbildenden Alben von Dream Evil hören. BLOODBOUND haben ihrer Vergangenheit nämlich ein für allemal den Rücken gekehrt. Schade.

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Wertung: 6 / 10

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