Ausgerechnet hier lässt mich die Promo-Agentur im Stich und schickt keine Infos mit. Für mich sind BOIL ein total unbeschriebenes Blatt. Durch ein paar Inet-Recherchen finde ich aber heraus, dass die Band aus Dänemarkt stammt und dort auch schon einige Vorschusslorbeeren einfahren konnte. „A New Decay“ ist der zweite Longplayer des Quintetts aus Aarhus.
Also, gut. Schauen wir mal, was die Jungs so zu bieten haben.
Es ist gar nicht einfach festzulegen, welchem Genre BOIL zuzordnen sind. Im Grunde verwursteln sie Progressive Rock, Progressive Metal, Alternative, ein bisschen Elektronic, eine Prise Grunge und sogar etwas Emo Rock zu einem eigensinnigen Mix. Das Rad erfinden sie damit nicht neu, denn solche genreübergreifenden Mixturen sind nichts Ungewöhnliches und ich habe sicherlich auch schon welche mit weitaus besseren Songwriting-Ideen gesehen.
Wenn die Dänen verstärkt den progessiven Bereichen fröhnen, sind Ähnlichkeiten zu Tool nicht zu leugnen. Jedoch finden sich auf „A New Decay“ keine Stücke, die in der Hinsicht Akzente setzen können. Viel mehr erscheint mir manches nicht ganz ausgegoren. Ein paar gute Einfälle haben BOIL schon auf Lager, ebenso anspruchsvolle Arrangements oder komplexe Konstrukte. Bei einzelnen längeren Passagen kann sich sogar eine Atmosphäre entwickeln. Die Kunst, das alles zu einer mitreißenden Einheit zusammenzusetzen, bleibt aber mitunter auf der Strecke.
Mir geht es beim Hören so, dass ich mich an einzelnen Melodien laben kann oder auch mal an einem Gitarrenarrangement erfreue, doch ganze Songs als spezifische Anspieltipps herauszufiltern, gelingt mir nicht. Wenn man so will, stellen „Transition“, „Quiet Hours“, „Clarity“ und „The Fall“ für mich die besten Songs des Albums dar, ohne dass ich einen als tolle Komposition bezeichnen würde. Im Gros dümpelt die Musik aber im breiten Durchschnitt. Es findet sich auch nichts wirklich Schlechtes auf „A New Decay“, aber die Mittelmäßigkeit verlassen BOIL viel zu selten, um sich in mein Augenmerk zu spielen. Hinzu kommt eben noch, dass sie stilistisch in einigen Revieren wildern, was die Aufgabe der Anhängerbindung nicht einfacher macht.
Technisch ist an dem Auftritt nichts auszusetzen. Die Musiker beherschen ihr Arbeitsgerät, und der Gesang von Jacob Lobner passt in seiner Variablität und Intensität ganz gut zum Sound. Er drückt Emotionen gut aus.
„A New Decay“ ist ein bodenständiges Album, in meinen Augen jedoch auch nicht mehr. Die Musik berührt mich zu wenig. Vielleicht bin ich aber auch einfach der falsche Empfänger dafür. Wer sich für Progressive Rock/Metal mit Alternative-Einflüssen interessiert, sollte ruhig mal in Hörproben davon lauschen. Ich könnte mir vorstellen, dass die persönlichen Ansichten zu BOIL ziemlich unterschiedlich sein dürften.
Wertung: 5.5 / 10