Review Brain Drill – Apocalyptic Feasting

Manchmal mag man es schlicht nicht glauben. Lieber Leser, an was würdest denn du beim Cover von „Apocalyptic Feasting“ denken? An die 10000. glatt polierte und langweilige Death Metal-Platte? Ja? Ich auch. Aber, lieber Leser, da irren wir uns. Da irren wir uns gewaltig. Denn wenn Bandname und Albumtitel die Funktion haben sollen, die Musik einer Truppe treffend zu beschreiben, dann haben BRAIN DRILL den perfekten Namen für Band und Album gefunden. „Hirnbohrer – Apokalyptisches Feiern“, das trifft es auf den Punkt.

Ich habe es ja schon erwähnt, ich bin an dieses Album mit der Hoffnung herangegangen, dass bei der CD-Pressung ein schwerwiegender Fehler unterlaufen ist und mir die x-te Cannibal Corpse-Kopie erspart bleibt. Es blieb mir erspart, allerdings aus gänzlich anderen Gründen. Denn, ich habe es oben angedeutet, diese Vier-Mann-Armee aus Kalifornien, die sich da, alle kurzhaarig und erschreckend brav wirkend, auf dem Bandfoto in idyllischer Kulisse vor sonnenbeschienenem Wäldchen ablichten ließ, produziert auf ihrem Debüt vollkommen geisteskranken Brutal Death Metal, dem diese Genre-Beschreibung kaum mehr gerecht wird. Metalblade sperrte BRAIN DRILL offenbar ohne die täglichen 10 Gramm Beruhigungstabletten ins hermetisch abgeriegelte Studio ein – mit fatalsten Resultaten. Die Musiker rasteten völlig aus und konnten sich nicht mehr unter Kontrolle halten, alle Körperteile begannen mit seltsamer Regelmäßigkeit zu zittern. Anders lässt dieser verdammte musikalische Presslufthammer, der im Opener „Gorification“ ein- und nach dem Rausschmeißer „Sadistic Abductive“ ausgeschaltet wird, nicht erklären. Und obwohl wohl nie Notenwerte unter 16teln gespielt werden hat man nicht den Eindruck, dass nur auf High-Speed gepocht wird, schon „Gorification“ lässt einem kürzere Verschnaufpausen um dann wieder in abartig schnelle Riff-Stürme und noch schnellere Lead-Fills zu verfallen, die natürlich dominieren. Technisch darf dieses Album ohne viel Nachdenken bezüglich aller Instrumente als aktuelle Messlatte des Extreme Metal angesehen werden. Darüber abwechselnd tiefes Growlen und hohes Gekreische (wird passend vom Titel „Swine Slaughter“ beschrieben“), das Ganze absolut plättend produziert. Metalblade hat erkannt, was sie da angerichtet haben und sie versahen „Apocalyptic Feasting“ folglich mit dem Aufkleber „The new X-treme“, was das Ganze recht gut zusammenfasst. Nur „Revelation“ hebt sich vom Gemetzel ein wenig ab indem es zu Beginn fast etwas wie eine Melodie präsentiert, ansonsten bleibt man aber die gesamte Spielzeit über beim bewährten Konzept und erinnert damit teils (teils!) an PsyOpus oder Origin, wobei auch der Bass einige Male Soli präsentieren darf und nicht zu kurz kommt.

Nach 35 Minuten Weltuntergang fasst man sich natürlich schon an den Kopf und gedenkt den Todesopfern, denen das Album unter der Wirkung von Speed vorgespielt wurde. Aber: BRAIN DRILL bieten hier ein derartiges musikalisches Massaker, dass mehr als diese gute halbe Stunde wohl ohnehin zu viel gewesen wäre. Oder, anders gesagt: Andere Bands brauchen eben eine Stunde um auch nur halb so viele Noten zu spielen, wie BRAIN DRILL das in 35 Minuten tun. Wer auf Brutal Death Metal oder Grindcore steht, braucht das Teil. Wer nur Technik-Demonstrationen braucht, sollte sich gut überlegen, ob er für das Gefrickel, das er geboten bekommt, derartige brutale Zügellosigkeit in Kauf nehmen will. Richtig neu ist auch dieses Konzept nicht, aber es geht hier voll auf. Wirklich überschwemmt wird diese Perversion des Death Metals zum Glück nie mit Alben sein, dass es dafür jemals genug technisch derart versierte Musiker gibt, die extreme Musik spielen wollen, ist sehr unwahrscheinlich.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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