Wenn man sich die moderne Black-Metal-Landschaft so anschaut und dabei besonderes Augenmerk auf die Kapellen legt, die sich dem Stil verschrieben haben, der in den ersten paar Jahren nach der „Erfindung“ dieses Genres populär war, dann wird man manchmal den Eindruck nicht los, dass Ideen und Innovationen für Bands, die das Ziel verfolgen, solche Musik zu spielen, völlig optional sind und man dementsprechend darauf verzichten kann. BURIAL HORDES sind ein gutes Beispiel für so eine Formation. Aus Griechenland stammt das Quartett, das mit „Devotion To Unholy Creed“ seine zweite Langrille vorlegt und es dabei geschickt vermeidet, eine einzige eigene, frische Idee zu haben. Was macht so eine Band eigentlich mit der ganzen Zeit und Hirnkapazität, die bei dieser Art des Songwritings ungenutzt bleibt?
Gute Frage, BURIAL HORDES liefern mit dem Nachfolger ihres großen Klassikers „War, Revenge And Total Annihilation“ auch keine Antwort darauf. Denn „Devotion To Unholy Creed“ fasst ziemlich gut all das zusammen, was man am klassischen Black Metal am liebsten schon längst mit ein paar Betonschuhen im See versenkt hätte.
Eine grausige Produktion (die Gitarren rauschen heftig, Bass gibt’s natürlich keinen, das Schlagzeug ist größtenteils auch zu leise und die Screams kommen ebenfalls mehr schlecht als recht durch… wow, was bleibt denn da eigentlich übrig, was den Hauptbestandteil des Soundgewandes ausmacht? Ich weiß es echt nicht) vermischt sich mit eher unbeeindruckenden Riffs (bei „Infernal Necromancers“ werden mal ein paar ganz nette Melodien ausgepackt, das geht schon), langweiligen Vocals (Cthonos‘ Gekreische ist monoton und kraftlos) und einem Abwechslungsreichtum, der gegen Null tendiert. So gut wie jeder Song klingt gleich, gewildert wird eh mindestens mal im gehobenen Midtempo, meistens noch ’ne Nummer schneller (mit Ausnahme vom Anfang von „Abysmal Goatfeast“, den man tatsächlich als „normales Midtempo“ bezeichnen könnte). Und wenn dann doch mal was um die Ecke gebogen kommt, was man mit viel guten Willen und sechs bis acht zugedrückten Augen „einfallsreich“ nennen könnte, dann sind es die letzten Takte des Titeltracks oder von „God’s Cutthroat“, wo BURIAL HORDES ein wenig sampeln, und das klingt relativ stark wie von einem der letzten beiden Marduk-Alben ausgeborgt. Kurzum: BURIAL HORDES machen theoretisch so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann (na gut, die Instrumente halten sie wohl richtig herum).
Da ist es um so faszinierender, dass ihre zweite CD mir wesentlich mehr Spaß macht, als sie von Rechtswegen her dürfte. Ich bin kein großer Old-School-Black-Metal-Fan und beäuge dieses Geschepper immer recht misstrauisch, aber so langweilig „Devotion To Unholy Creed“ auf dem Papier ist, so glatt hört sich das Ding doch irgendwo. Die Musik geht gut vorwärts, hat eigentlich nie Momente, in denen man sich’s so gar nicht anhören könnte und hin und wieder (wozu auch die angesprochenen Sample-Beiträge… äh… beitragen) schaffen die Griechen es tatsächlich eine klirrend kalte, bösartige Atmosphäre aufzubauen.
Es gestaltet sich trotzdem schwierig, dieses Album irgend jemandem zu empfehlen. Einerseits ist es eine völlig innovationsfreie Zone, die andererseits aber doch Laune macht. Aber ich persönlich denke nicht, dass ich, wenn dieses Review erst mal fertig getippt ist, noch einmal an den CD-Schrank gehe und zielsicher BURIAL HORDES‘ zweite Scheibe raushole, weil ich gerade so Bock drauf habe. Für fanatische Fans des Genres mag das anders ausschauen, aber bei mir läuft’s nun mal so. „Devotion To Unholy Creed“ ist eine runde Sache, die gar nicht so wenig Spaß macht, mir aber abgesehen von der Chronistenpflicht kaum einen Höranreiz bietet. Und da ich es schwer finde, so eine Meinung in Zahlen auszudrücken, lassen wir die Wertung doch direkt mal weg.
Keine Wertung