Review Bury Me Deep – Nearly Down

Sieh an, es bedarf nur einer kurzen Recherche und schon setzt sich das Puzzle allmählich zusammen. Zunächst einmal hatte ich von BURY ME DEEP noch gar nicht viel gehört, die MySpace-Seite verzeichnet auch nicht gerade sehr viele Aufrufe und dennoch scheint es nicht die kleinste Band zu sein, tritt sie doch immerhin auf dem diesjährigen Summerbreeze auf. Dieser Fall ist schnell geklärt, das Label Silverdust und die Veranstalter gehen da Hand in Hand. Und auch der Name des Fronters, Michelle Darkness, hört sich nach allem an, nur nicht unbekannt. Tatsächlich singt er bei den Labelkollegen „End Of Green“, womit die meisten Fragen geklärt sein dürften.

Unter dem neuen Namen BURY ME DEEP starten die vier Süddeutschen einen neuen Anlauf, ihre auf den ersten Blick etwas eigenwillige Mischung aus U2, The Sisters Of Mercy oder auch The Cure unters Volk zu bringen. Dies könnte durchaus gelingen, denn schon wenige Durchläufe offenbaren interessante Songs, die teilweise etwas experimentell (The Pain), teilweise ohrwurmig (Burn My Soul) and teilweise auch sehr melodiös (2 Circles (Without An End)) daherkommen. Spannend zu beobachten ist meiner Meinung nach, dass die Songs eine ordentliche Portion Düsternis und Melancholie verpasst bekommen, die Keyboards aber weitgehend im Hintergrund bleiben, wenn man sie denn überhaupt wahrnimmt. Neben der Eingängigkeit der Songs sicher ein gewisses Markenzeichen, denn damit darauf fußt das gesamte Konzept irgendwie: die Songs überspringen teilweise zwar die Vierminutengrenze, über fünf Minuten geht nur „The Pain“; somit bleiben sie leicht verdauliche Kost. Bei so etwas besteht sicher immer die Gefahr, dass die Musik rasch langweilig wird, doch konnte ich bislang diesen Effekt nicht beobachten. Im Gegenteil, an für sich werden die Lieder mit jedem neuen Durchlauf immer noch ein bisschen stärker.

Viele Kritiker der gotischen Musikrichtung werden an dieser Stelle gerne ins Feld führen, dass es die x-te Klischeetruppe ist. Auf der einen Seite stimmt es natürlich, sowohl Musik als auch Texte und Auftreten der Künstler geben sicher eine Menge Zielscheiben ab, dennoch ist irgendetwas an BURY ME DEEP, was die Band zumindest von den gröbsten Vorwürfen freispricht. Gerne schreibt man in solchen Fällen, dass sich der Hörer doch selber einen Eindruck verschaffen sollte und das tue ich an dieser Stelle mal ganz frech. Die Band hat einige Argumente auf ihrer Seite, eingängiges Songwriting, ordentlicher Sound, eine gewisse stilistische Vielfalt im engen Korsett des Gothic Rock, da kann durchaus was werden. Gegen Ende des Albums offenbaren sich noch einige Schwächen, die beiden Rausschmeißer „In Hope Of Answers“ und „The Angel`s Handshake“ sind wohl als ruhige Gegenpole zum Album gedacht, verfallen aber in ihrer Langsamkeit in eine ziemliche Bedeutungslosigkeit. Die beiden Nummern hätte es nicht mehr gebraucht, sie ziehen den überwiegend sehr positiven Gesamteindruck doch noch mal ziemlich nach unten.

Sollten solche Schwächen ausgemerzt werden und das Niveau ein komplettes Album aufrecht erhalten bleiben, besteht noch sehr großes Potential für die Zukunft. Aber auch so ist „Nearly Down“ ein gutes Stück Musik, welches sich der geneigte Fan durchaus mal zu Gemüte führen sollte.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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