CANNON gründeten sich bereits 1986, veröffentlichten in den 80ern auch ein Album, bevor man sich Mitte der 90er nach vielen Schwierigkeiten auflöste. Im Jahre 2003 gab es aber eine Reunion, auf die 2005 das Album mit dem passenden Titel „Back In Business“ folgte. 2008 machten CANNON mit dem Drittwerk „Metal Style“ wieder von sich reden. Gemäß der Albumbezeichnung war der Sound der Hannoveraner auch etwas tougher geworden. Und nun haben sie „Burning Love“ am Start. Bedeutet dieser Titel eine Rückkehr zu melodischeren Zeiten?
Der Opener „Guardian Of The Night“ nach dem Sackpfeifen-Intro sagt mal deutlich: nein. CANNON haben sich die Heaviness des Vorgängers erhalten. Das Tempo ist zwar verhalten, der Groove aber kraftvoll und die eingängige Hookline mündet in einen hymnischen Refrain. Auch von der emotionalen Bezeichnung des Titeltracks darf man sich nicht täuschen lassen: „Burning Love“ ist noch etwas rockiger als sein Vorgänger, kann aber mit einem ebenso intensiven Höhepunkt aufwarten. „Hold Me, Love Me“ ist ein Stampfer, wie man sie von U.D.O. bestens kennt. Interessanterweise klingt der gute Mat Rein Jaehnke auch so ein klein wenig wie Udo Dirkschneider. Sein Timbre ist nur nicht ganz so hoch.
Gewisse Ähnlichkeiten zu dem Sound von U.D.O. oder auch zu 80er-Jahren-Accept können CANNON nicht verleugnen (man schaue sich in dem Zusammenhang das Artwork mit der brennenden Gitarre an! Erinnert euch das an etwas?). Hier noch ein bisschen was von Stormwitch, da von Grave Digger, manchmal auch noch etwas Sinner und fertig ist der teutonische Heavy Metal der 80er. Aber damit will ich CANNON nicht kritisieren. Denn was sie auf „Burning Love“ machen, das machen sie wirklich gut. Wenn mit „Goodbye“ an sechster Stelle schließlich doch ein emotionaler Song kommt, ist dieser unheimlich intensiv und wird von einer starken Mainmelodie geführt.
Ansonsten gibt es eine soweit gelungene Mischung aus hymnischen Stampfern und geradlinigen Heavy-Rockern. Über 14 Tracks mag zuletzt zwar etwas die Abwechslung fehlen, doch ich entdecke auf „Burning Love“ jetzt auch keinen schwachen Song. Mit dem getragenen „Cold Morning“, dem wuchtigen „Holy Devil“ (samt Klassik-Intro) und dem knackigen „Run For Your Life“ finde ich neben den bereits erwähnten „Guardian Of The Night“, „Burning Love“ und „Goodbye“ noch einige weitere persönliche Favoriten.
Handwerklich ist alles im grünen Bereich. Die Rhythmusarbeit ist kraftvoll und treibt den Groove voran und das Riffing ist variantenreich. Am rauchigen Gesang von Mat Rein Jaehnke könnten sich etwas die Geister scheiden, ich finde aber, er hat viel Charakter und Wiedererkennungswert.
„Burning Love“ ist ein gutes Teutonic-Metal-Album mit deutlicher Retro-Ausrichtung. Dass das Werk insgesamt an Abwechslung etwas eingeschränkt ist, fällt angesichts eines durchweg gutklassigen Songwritings nicht so sehr ins Gewicht. Wer auf die genannten Bandvergleiche steht, sollte CANNONs neuen Rundling unbedingt antesten.
Wertung: 8 / 10