Ungewöhnlicher Bandname, ungewöhnlicher Albumtitel und ungewöhnliche Tracktitel: Das sind neben dem eigenartig wirkenden Cover, die ersten Eindrücke, die man von der Band aus Georgia gewinnt. Was kann man musikalisch von dieser Band erwarten, frage ich mich, bevor ich das dritte Album der Bandgeschichte „Cortical Tectonics“ in das Abspielgerät einlege.
Gleich zu Beginn bin ich von dem eigentümlichen Sound der Band gleichermaßen angezogen wie abgeschreckt. Diese Art von instrumentalem Progressive Metal fordert die ungeteilte Aufmerksamkeit des Hörers. Zu wirr scheinen die Kompositionen auf den ersten Blick, es gibt kaum Melodien oder Themen an denen man sich festhalten könnte. Im Gegensatz zu Derek Sherinians Planet X kristallisieren sich mit der Zeit aber dennoch spannende Gitarrenläufe oder interessante Breaks heraus, die sogar zum Headbangen animieren.Während der erste Song „Berserker Hypothesis“ mit seinen knapp vier Minuten wohl als Einstieg gedacht ist, bolzt „Sinusoid Mirage“ (was für seltsame Tracktitel) so richtig los und fährt mit interessantem Gitarrenspiel und abwechslungsreichem Schlagzeugsound direkt in den Nacken des Hörers. Wirklich interessant wird es aber erst, wenn die Band nicht nur ihr Können an ihren jeweiligen Instrumenten vorführen will, sondern auch die Gefühle der Hörer bedenkt. Das Lied „Interface“ ist vielleicht das hörerfreundlichste des Albums, da der leicht jazzige Eindruck, bei konzentriertem Genuss wirklich unter die Haut gehen kann. Zwar steht die Technik immer deutlich im Vordergrund, verbunden wird sie aber mit einer einprägsamen, gefühlvollen Melodie. „Gamma Knife“ startet dagegen wieder breaklastig und wenig zugänglich. Was mittlerweile auch deutlich auffällt, ist, dass das Album wie ein langer Song scheint, da die einzelnen Stücke sehr ähnlich klingen. So sticht „Gamma Knife“ nicht hervor aus dem Gros der Lieder und zieht beinahe unbemerkt, als wäre es höchst komplizierter Instrumental Fahrstuhl Prog, an meinem Ohr vorbei. Immer mehr bekomme ich das Gefühl, dass die Amerikaner zielstrebig auf den siebzehn Minuten langen Track „Reticular Consciousness“ zusteuern. Auch der Track „Rhizome“ kann sich nicht in meinen Gehörgang festsetzten, wodurch ich umso gespannter auf den Longtrack bin. Aufgrund der Erwartungen enttäuscht mich dieser aber deutlich, da in den siebzehn Minuten nicht wirklich viel Aufregendes passiert. Auch dieses Mal zieht der Song wenig Eindruck hinterlassend an mir vorbei.
Das Attribut „interessant“ reicht für mich für Musik einfach nicht aus. Es fehlt an Gefühlen. Ob dieser Mangel an Emotionen von dem fehlenden Gesang oder aber der komplizierten Instrumentalarbeit herrührt, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, dennoch treffen die Amerikaner nicht so tief, wie sie es vielleicht gerne täten. Wer auf instrumentale Musik mit herausragender Technik steht, kann sich dieses Album ohne Bedenken ins Regal stellen, da es aus rein instrumentaler Sicht ein Meisterstück geworden ist. Für alle, denen nachvollziehbarer Songaufbau, Abwechslung und Gefühl am Herzen liegt, kann ich nur einen Probelauf empfehlen, da „Cortical Tectonics“ wirklich nicht für alle Tage geeignet ist. Technisch befinden sich CANVAS SOLARIS aber auf allem höchsten Niveau und dem kann man durchaus Tribut zollen.
Wertung: 5 / 10