Review Carpe Noctem – In Terra Profugus

  • Label: Code666
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Black Metal

Über das Plattenlabel code666 erschien kürzlich das Debüt der isländischen Schwarzheimer CARPE NOCTEM. Island würde ich jetzt nicht unbedingt als die Anlaufstelle an (guten) Extrem-Metal-Combos bezeichnen, zumal mir neben den Post-Progressive-Black-Metallern von Kontinuum aus dieser Gegend spontan nur Solstafir als feste Größe im düsteren Metal-Sektor in den Sinn kommen. Wie dem auch sei, mit „In Terra Profugus“ servieren uns CARPE NOCTEM ein vortreffliches Manifest dunkler Tonkunst, welches geschickt zwischen Black Metal-Ästhetik und Todesblei-Raserei pendelt. Aber der Reihe nach.

CARPE NOCTEM erblickten anno 2005 das Licht der Welt und veröffentlichten seither lediglich zwei Demos und eine EP. Selbige bot wohl (ohne sie selbst je gehört zu haben) stinknormalen Black Metal skandinavischer Prägung. Nicht mehr und nicht weniger. Auf der ersten Full-Length hingegen wurde das eng gestreckte Spielfeld um ein paar hörbare Nuancen erweitert. Zum orthodoxen Black Metal gesellen sich etliche bestialische Death-Metal-Reminiszenzen und eine bedrohliche Doom-Schlagseite. Zähflüssige Songfragmente wechseln sich meist recht geschickt mit rasenden Knüppel-Passagen oder melodische Interludien auf der Akustik-Gitarre ab. Das hierdurch erbaute Grundgerüst strotzt nur so vor Dynamik und sorgt für die nötige Abwechslung. Ja, abwechslungsreich ist das Werk definitiv, doch Easy-Listening geht trotzdem anders. Mit viel Hall, progressiven Songstrukturen und zunächst sperrig wirkenden Riff-Salven wird eine dunkle Klanglandschaft erschaffen, die Zeit braucht, um sich vollständig zu entfalten.

Die Anordnung der einzelnen Stücke auf dem Album unterliegt interessanterweise folgendem Konzept: Es wird erst abwärts und dann aufwärts gezählt (III – II – I – II -III). Damit will der Fünfer der eigenen Aussage nach den Abstieg in die Erde, in den Traum oder das Leben nach dem Tod und die nachfolgende Verwandlung und Wiederauferstehung schematisch andeuten. Für den Genuss des Werkes an sich zwar nicht von Interesse, ein netter Einfall ist es irgendwie trotzdem.

Wie gesagt, „In Terra Profugus“ ist ein vortreffliches Werk geworden. Irgendwo schnappte ich einen Kommentar zur musikalischen Ausrichtung CARPE NOCTEMs auf. Darin wird die Musik als Mischung aus Portal und Deathspell Omega beschrieben. Und ja verdammt, das passt! Wer diesen Bands nicht abgeneigt ist, sollte „In Terra Profugus“ zumindest antesten, zumal CARPE NOCTEM von einer bloßen Kopie weit entfernt sind. Saustarkes Debüt!

Anspieltipps: Die goldene Mitte des Albums, „I. VITRIOL“. So schön kann Schwarze Kunst sein.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Michael Ay

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