Ein wahrer Tausendsassa. Ja, mit diesem Begriff kann man CONRAD KEELY gerne definieren. Neben seiner Tätigkeit als Frontmann und Sänger von …And You Will Know Us By The Trail Of Dead ist der Wahltexaner auch Künstler, in dessen Funktion er für die visuelle Ästhetik seiner Haus- und Hofband zuständig ist, und Schriftsteller. Mit „Original Machines“ holt der 43-Jährige nun mit dem ersten Soloalbum weit aus, in dessen Komplexität aus 24 Songs er all seine Fähigkeiten einbringen konnte.
Weitaus weniger überraschend fällt die Anzahl der enthaltenen Stücke aus, wenn man sich deren Länge einmal genauer anschaut. Die Drei-Minuten-Marke wird nur viermal überschritten, während auch Titel unter der Dauer von 120 Sekunden keine Seltenheit sind. Vorerst entsteht so der Eindruck eines zerrissenen Release, das nur bedingt als Einheit wirken kann. So gelingt der Einstieg mit dem Titelsong fast erschreckend poppig und basiert fast ausschließlich auf elektronischen Elementen. Bereits Titel zwei setzt aber deutlich stärker auf Gitarrenlinien, hat hintergründig spannende Percussion zu bieten und besticht vor allem durch die bekannte Gesangsstimme des CONRAD KEELY. Diese ist neben diversen anderen Stilelementen der mit Abstand prägendste Teil dieses Solodebüts. Im weiteren Verlauf präsentiert der künstlerisch-begabte Engländer von Streichern unterlegte Post-Rock-Klänge („In Words Of A Not So Famous Man“), Kompositionen in Singer-Songwriter-Manier inkl. Klavierbeigabe („Engines Of The Dark“) oder Space-Rock-Annäherungen („Your Tide Is Going Out“). Wenn man bis hier zum Entschluss gekommen ist, dass das alles mit der Musik von Trail Of Dead wenig zu tun hat, liegt man goldrichtig. Die krachend-wuchtigen Songs mit haufenweise frickeligen Passagen wird man hier nicht finden, dafür wird man aber auch weiterhin mit seichten Fußwippern in einem weiten Klangspektrum belohnt. Da treffen Pink Floyd auf Blues-Gitarren („Nothing That I Meant“) und mehr als einmal können Referenzen zu Depeche Mode gezogen werden. Alles scheint möglich in diesem wabernden Musikkosmos, der sich so frei im Raum bewegt, dass er nahezu allen genretypischen Grenzen abgeschworen hat. Genau an diesem Punkt setzt auch Kritik ein, die es für manchen Hörer schwer machen wird dem Material zu folgen, denn der bereits eingangs erwähnte zusammenhaltlose Gedanke kommt zwischenzeitlich wieder auf. Unter einem künstlerischen Aspekt ist diese Veröffentlichung aber in vielerlei Hinsicht als hochwertig zu betrachten.
So intensiv wie CONRAD KEELY einen vom Artwork anblickt ist „Original Machines“ auch musikalisch geworden. Immer mit einem melancholischen Unterton, teilweise fast apathisch und von der Welt entrückt entfalten sich Klangcollagen mit dezenten Gitarren, massig Percussionuntermalung und prägnantem Gesang, der gar unterkühlt scheint und doch enorme Emotionen zu transportieren vermag. Wer gerne experimentellen Alternative-Rock mit Indie-Wurzeln auf sich wirken lässt, ist mit diesem Release sehr gut bedient. Berechenbar ist „Original Machines“ allerdings nur bedingt. Gerade deshalb muss man sich auf die 24 Titel definitiv einlassen können.
Wertung: 7 / 10