Review Crayven – All The Sordid Details

Viele Meriten haben sich die Süddeutschen CRAYVEN bisher noch nicht verdient, „All The Sordid Details“ ist genaugenommen das erste, in Eigenregie produzierte Lebenszeichen. Muss es dann gleich eine Full-Length-Veröffentlichung sein? Diese Frage ist nicht von der Hand zu weisen, sind Debüts in diesem Bereich doch oft gekennzeichnet von Masse, aber wenig Klasse. Das Quartett umgeht dies recht geschickt durch eine knappe Spielzeit von nur wenig mehr als einer halben Stunde.

Diese sollte dann aber doch gut gefüllt sein, so jedenfalls die Hoffnung, als „All The Sordid Details“ das erste Mal im Player rotiert. Und tatsächlich, ein erster Eindruck ist nicht verkehrt, einem kurzen, aber stimmigen Intro folgen sieben weitere Songs und ein Remix, welche das Konzept der Band recht schnell herausstellen. Durchgehend weiblicher Klargesang in mittlerer und dadurch sehr angenehmer Tonlage, gitarrenorientiert mit dezenter Keyboardunterstützung gehen CRAYVEN die Sache musikalisch an. Die von Frontfrau Lisa bediente Violine ist da ein hübsches Beiwerk, fällt aber insgesamt nur wenig auf, hier wäre eine Stellschraube für einen zukunftsweisenden eigenständigen Sound.
Dieser fehlt den Freiburgern noch, was aber bei einem Debüt nicht verwunderlich und durchaus verzeihlich ist. Die meisten Riffs haben schon tausende andere Bands so oder so ähnlich gespielt, die Lieder sind für größere Überraschungen zu straff durcharrangiert und an der Eingängigkeit mangelt es auch ein wenig. Demgegenüber stehen vier MusikerInnen, die hörbar Lust haben auf das, was sie machen und da liegt sicher das Entwicklungspotential von CRAYVEN. Denn schlecht macht sich die Band auch auf „All The Sordid Details“ schließlich nicht, es fehlt aber an Erfahrung vor allem im songwriterischen Prozess. So gibt es nach den ersten Hördurchgängen mit der Zeit nicht viel Neues zu entdecken, Lied für Lied dümpelt etwas vor sich hin und nachher merkt man, dass kaum etwas hängen geblieben ist. Wie es gehen könnte, zeigt das zynische „Lullaby“, welches zumindest das Attribut eines kleinen Ohrwurms für sich verbuchen kann. Die anderen Nummern sind allesamt nett anzuhören, entfalten aber Nichts, worüber sich der Hörer noch in ein paar Wochen Gedanken machen würde.

Unter dem Strich ist „All The Sordid Details“ also ein typisches Debütalbum aus dem Untergrund. Die Songs weisen vor allem an der Basis Ecken und Kanten auf, die letzte Konsequenz in Sachen Qualität fehlt auch noch, aber ein solides Fundament besteht schon einmal. CRAYVEN wäre zu wünschen, mit entsprechendem Elan weiterzumachen, dann wäre der Schritt aus dem Mittelmaß heraus durchaus denkbar.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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