Review Dalriada – Ígéret

Sopron, wer kennt es nicht. Zum einen kommt dort Ungarns angeblich bestes Bier (Soproni Àszok) her und zum anderen der wohl beste ungarische Folk Rock/Metal. Dargeboten wird er in Form der mittlerweile seit fast eineinhalb Jahrzehnten agierenden Kapelle DALRIADA um Bandkopf András Ficzek. Bis 2003 tat sich nicht viel, danach ging die Luzie aber um so mehr ab: mit dem vorliegenden Ígéret hat man es mittlerweile auf sechs Studioalben gebracht. Die Herkunft des Namens hingegen ist weniger klar, zum einen hieß Dalriada das erste schottische Königreich, möglicherweise gibt es aber auch ein altungarisches Wort, was so viel wie Schlachtgesang bedeuten könnte.

Soviel also zu den Rahmenbedingungen, die Musik offenbart das Sextett als lustige Menschen voller Lebensfreude. Das hört man dem aktuellen Output von der ersten bis zur letzten Note an. Vor allem das Zusammenspiel zwischen der ausgezeichneten Frontfrau Laura mit der fiedelnden Violine empfinde ich als sehr gelungen. Aber auch András, Barnabás Ungár und Tadeusz Rieckmann können mit ihren Stimmen punkten. Barnabás und Tadeusz singen die harschen Vocals und bilden somit den harten Gegenpool zu Laura, aber auch gelegentliche Ausflüge ins Cleane durch Andrásstehen DALRIADA gut zu Gesicht. So schaffen es die Ungarn scheinbar spielend, einen Ohrwurm nach dem nächsten aus dem Ärmel zu schütteln. Wobei Ohrwurm sich rein auf die Melodien bezieht, die sich bequem nach einem oder zwei Durchläufen mitpfeifen und auch später nicht mehr los lassen. Mit den Texten ist es da so eine Sache; wer schon einmal im Reich der Magyaren gewesen ist, der weiß, dass ungarisch neben finnisch als schwierigste Sprache der Welt gilt – hier empfehle ich alleine einen Blick in die Trackliste. Dementsprechend bleibt hier nicht so viel hängen, vielleicht eine kleine Kehrseite der Medaille, doch möglichst authentisch daher zu kommen. Aus meiner Sicht lässt sich das aber prima verschmerzen, die durchaus exotische Sprache passt hervorragend zu den traditionellen Klängen, die den Hörer zwar nicht unmittelbar in die Puszta katapultieren, aber schon einen Eindruck über die Kultur in Ungarn vermitteln.

Auch ohne Kenntnis der Vorgängeralben, würde ich Ígéret einen Schritt nach vorne attestieren; dies liegt vielleicht nicht am prominenten Gastmusiker, sondern eher am Umstand, diesen überhaupt ins Boot geholt zu haben. Jonne, hauptamtlich bei den finnischen Folkern Korpiklaani am Mikro, zeigt hier, warum es auch mal von Vorteil sein kann, dass ungarisch und finnisch der gleichen Sprachfamilie (dem Finno-Ugrischen) entstammen und springt per Leszek a Hold auf die Spaßwelle auf. Eine Runde Sache also insgesamt, die Freunde von Folk-Rock/Metal mit deutlicher Betonung auf Folk zumindest zu einem Probehören animieren sollte.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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