Review Dave Evans – Judgement Day

  • Label: STF
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Hard Rock

Als ich den Namen DAVE EVANS hörte, klingelte es in meinem Gedächtnis zwar, aber unterbringen konnte ich ihn nicht. Der Promo-Flyer klärte mich dann auf, dass Mr. Evans früher bei AC/DC sang. Das war zur Pre-Bon-Scott-Ära. Mit ihm spielten AC/DC die Single „Can I Sit Next To You Girl?“ ein. Zugegebenermaßen dachte ich, diesen Song hätte auch schon Bon Scott performed. Naja, wie auch immer, Evans wurde von den Young-Brothers nach internen Bandstreitigkeiten (nicht wegen eines angeblichen Misserfolges der Single, wie man so oft liest) gefeuert. Die weitere AC/DC-Geschichte ist ja bekannt. Vielleicht würde Scott heute noch leben, wenn Evans nicht gefeuert worden wäre. Vielleicht würde heute kein Mensch Brian Johnson kennen. Doch alle hätte, wäre, könnte, usw. sind müßig.
Evans ging nach seinem Rausschmiss zur australischen Hardrock Band Rabbit und gründete später seine Badasses. Doch auch auf Solopfaden ist er unterwegs. 2006 veröffentlichte er das Album „Sinner“ und zum Jahresende 2008 gibt es das neue Werk „Judgement Day“. Natürlich wird bei der Promotion seine ehemalige AC/DC-Zugehörigkeit ordentlich ausgeschlachtet, was angesichts deren neuer Scheibe wirklich kein Wunder ist. Ob es Mr. Evans in irgendeiner Weise hilft ist fraglich. Das Name-Dropping könnte sich auch durchaus in ein Eigentor verwandeln.

Vom Stil her unterscheidet sich DAVE EVANS praktisch in nichts von seiner Ur-Band. Boogie-lastiger Hardrock mit einfachem Konstrukt und simplem Riffing, aber trotzdem recht eingängigen Momenten. Ob nun eher die Mid-Tempo-Groover „We Don´t Dance To Your Song“ und „Another Boy On The Street“, bluesige Rocker wie „You Talkin´ To Me“ und „Ain´t Gonna Do You To Me Anymore“ oder flottere Fetzer wie „Little Headbanger“ und „Helluva Night“, es wird mit ziemlich minimalen Mitteln ein Maximum an Hörqualität erzielt. Versteht mich hierbei nicht falsch. Wer AC/DC, Rose Tattoo oder die Aufsteiger Airbourne nicht mag, kann auch mit DAVE EVANS nichts anfangen. Wer aber ein Faible für diese Art von Hardrock mitbringt, könnte sicherlich auch an den Songs von Evans Gefallen finden. Einige Male habe ich den Eindruck, ein AC/DC-Werk aus früheren Tagen vor mir zu haben.

Das Songwriting mag zwar nicht komplex oder anspruchsvoll sein, aber Evans versteht es Stücke zu komponieren, die ins Ohr gehen. Dabei nutzt er auch die Abwechslung dieses an Vielfältigkeit ziemlich eingeschränkten Genres bestmöglich aus. Interessant ist beispielsweise auch „Band Molls“ arrangiert. Das Konstrukt ist langsam groovend und bluesy, aber immer wieder mit kurzen, flotten Rock’n’Roll-Einschüben, die schön die verhaltene Atmosphäre auflockern. Einziger No-Go auf „Judgement Day“ ist die Interpretation des Animals-Klassikers „House Of The Rising Sun“, der zwar auch interessant umarrangiert wurde, aber in dieser Slow-Rock-Variante einfach seinen ureigenen Reiz verliert.

DAVE EVANS hat eine rauhe, aber ausdrucksstarke Stimme, die auch eine gewisse Variablität in den Tonlagen aufweist. Er kann sowohl Scott wie Johnson nacheifern, und den Stücken auch eine eigene vokale Charakteristik aufdrücken. Seine Mitstreiter machen ihre Sache auch gut, wobei die Songkonstrukte natürlich keine instrumentellen Wunder erfordern. Die Produktion von „Judgement Day“ ist kraftvoll, aber nicht zu glatt, so dass sie sich dem Sound anpasst.

Evans entdeckt das Genre garantiert nicht neu und bringt auch keine Innovativität mit sich, aber er serviert dem Hörer bodenständige Hardrock-Kost und eingängige Kompositionen, die live wahrscheinlich noch etwas besser zünden. Ob „Judgement Day“ oder AC/DCs Neuling „Black Ice“ besser ist, mögen Andere entscheiden, da mir Letzteres noch nicht so geläufig ist, aber Anhänger des einfachen, Riff- und Refrain-betonten Hardrock machen mit DAVE EVANS Werk sicherlich keinen Fehlkauf.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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