Review Derailed – Judgement Day

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Heavy Metal

Eins versteht Dean Boland, der Kopf hinter der Band DERAILED: wie man einen ordentlichen Promotion-Auftritt hinlegt. Die schicke und umfangreiche Mappe, die er auf den langen Weg von Kanada nach Deutschland geschickt hat, stellt wahrscheinlich manche Bewerbungsunterlagen in den Schatten. Selbstredend sendet er auch ein vollwertiges Exemplar der Debut-CD „Judgement Day“ von DERAILED mit, die ich hier bespreche. Da könnten sich einige große Labels eine Scheibe von abschneiden.

Eine gute Promotion ist die eine Seite, den Hörer interessiert natürlich viel mehr das musikalische Ergebnis. Bei der theoretischen 9,5er-Wertung des Promopackages kann „Judgement Day“ qualitativ nicht mithalten.
Stilistisch schweben DERAILED zwischen Hardrock und traditionellem Heavy Metal. So ganz scheint den Kanadiern da selbst noch nicht klar zu sein, wo sie genau hinwollen. Das Gitarrenspiel des Bandleaders bringt ganz klar die Metal-Note ins Spiel. Die Riffs sind dynamisch und energetisch, und bei den Soli packt er einige Virtuositäten aus. Der Rhythmus, der meiner Ansicht nach gerne desöfteren ein wenig mehr Dampf vertragen könnte, ist in etlichen Stücken dagegen Hardrock-basiert. Dadurch wirken nicht alle Songkonstrukte hundertprozentig stimmig.
So ragt auf der technischen Seite auch Dean Boland durch sein vielseitiges Gitarrenspiel heraus. Das Schlagzeug ist manchmal zu weit in den Hintergrund gemischt und kann auch kaum Akzente setzen. Der Bass darf mal schön wummern, mal ist er aber auch nur schwer zu vernehmen. Man hat wahrscheinlich mit Absicht die Leistung des technisch besten Musikers in den Vordergrund geschoben, und das ist Gitarrist Dean Boland. Der Gesang von Johnie Sin ist ausdrucksstark und deutlich. Der Stimmklang ist aber wenig charakteristisch und hat kaum Wiedererkennungswert. Die Töne trifft Sin aber.
Das Songwriting ist insgesamt nicht schlecht. Zumeist servieren DERAILED eine solide Hardrock/Heavy Metal-Mixtur, mit nur einzelnen Ausbrüchen aus diesen Standards. Diese Ausbrüche nach oben gibt es bei Stücken wie „Judgement Day“, „Shine“, „I’d Love To Change The World“ und „Skinned“, doch es schleicht sich bei den 13 Tracks auch der ein oder andere Song mit Filler-Status ein. Besonders gegen Ende gehen den Kanadiern offensichtlich die Ideen aus, und einen wirklichen Hit landen sie mit dem gesamten Werk nicht.

Der erste Auftritt von DERAILED verläuft eigentlich ziemlich durchschnittlich. Es gibt Steigerungsbedarf bei der Rhythmusarbeit. Stilistisch dürfte man sich gerne mehr auf ein Genre festlegen, und das Songwriting lässt auch noch jede Menge Luft nach oben. Ein Anfang ist mit „Judgement Day“ gemacht, und ich habe wahrlich auch schon schlechtere Debuts gehört. Doch in Zukunft müssen die Kanadier noch einiges an Arbeit, Zeit und Intensität in ihre musikalischen und kompositorischen Fähigkeiten investieren, wenn sie irgendwann im Reigen der Großen mittanzen wollen. Eine gute Promotion ergibt schließlich noch nicht automatisch Erfolg.

Wertung: 5.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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