Review Devil Sold His Soul – Blessed & Cursed

In Großbritannien sind DEVIL SOLD HIS SOUL im Underground bereits eine etablierte Größe, außerhalb ihrer Heimat kommen sie derzeit noch in den zweifelhaften Genuss des Status eines Geheimtipps. Den wollen sie nun mit ihrem Zweitlingswerk „Blessed & Cursed“ zurücklassen, erwarten sich durch die damit zusammenhängende Vertragsunterzeichnung bei Century Media Records den dazu nötigen Bekanntheitsschub.

Schon während „Tides“ wird deutlich, dass das Sechsergespann in den drei Jahren seit seiner letzten Veröffentlichung, dem Langspieler „A Fragile Hope“, einen beachtlichen Entwicklungsprozess durchgemacht hat. Das musikalische Ziel scheint klar vor Augen zu liegen, die Mittel, dieses zu erreichen, ebenfalls. So wartet der Opener mit wunderbar ausgetüftelten Synthesizer-Klängen auf, die nur hier und da vom Schlagzeug oder den beiden Gitarren – die auch mal in Richtung Indie abdriften können – unterbrochen werden, ehe Streicher aus der Dose zum Einsatz kommen – und Frontmann Ed die Sau rauslässt. Die extrem atmosphärische und dichte Soundwand wird hauptsächlich von dessen Screams durchbrochen, gefolgt von beinahe schon bubenhaftem Klargesang.
Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist die, nicht immer sofort schlüssige, Mischung aus Post-Rock und Screamo schon, zumal angereichert durch hier und dort durchsickernde Hardcore- und Sludge-Elemente. Arrangements im Stile von „Drowning/Sinking“ oder „An Ocean Of Lights“ könnten teilweise genau so gut von The Ocean oder Long Distance Calling stammen, während andere („Callous Heart“ und „The Weight Of Faith“) weitaus ungestümer sind, vor allem durch vertracktes Schlagzeugspiel für innere Unruhe sorgen.
Im Grunde liegt genau in dieser Symbiose aus Arrangements, die eine träumerische Soundlandschaft zeichnen und düsteren, höchst spannungsgeladenen Parts („The Disappointment“) die wahre Stärke von „Blessed & Cursed“. Das Album beherbergt eine genau so zerrissene Stimmung, wie der Albumtitel schon andeutet. Kann man sich im einen Moment noch von instrumentalen Klängen treiben lassen („Frozen“), wird man im nächsten von kalten und berechnenden Riffs unsacht von Wolke sieben geworfen.

Dieses Wechselbad der Gefühle macht die Dynamik von Album Nummer zwei aus, dessen Spielzeit von über einer Stunde durch die hohe Progressivität erklärbar ist. Jeder Song gibt auf seine ganz eigene Art und Weise Einblick in ein scheinbar äußerst gespaltenes Gefühlsleben, streut Salz in eigene Wunden, ist mal traumhaft melancholisch, mal schmerzhaft aufwühlend. Wer jetzt noch mit den Screams und cleanen Gesangspassagen zurecht kommt, wird „Blessed & Cursed“ lieben. DEVIL SOLD HIS SOUL steht eine ganz große Zukunft bevor, wenn sie weiterhin in diesem Stile arbeiten. Sie selbst haben sich die Messlatte für den nächsten Streich jedenfalls schon in luftige Höhe gehängt. Atemberaubend!

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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