Der Preis für den mit Abstand seltsamsten Albumtitel des Jahres geht ganz sicher an DIE SUPERSIEGER. „Der Tag, an dem der Haushaltsroboter mein 200 qm Loft in Brand gesetzt hat“ – das füllt eine ganze Zeile in Word, macht aber in der Tat neugierig auf das, was einen auf dem 12 Songs prallen Silberling erwartet. Als Disco-Pop-Punk bezeichnen die beiden Jungs ihren manchmal rotzigen, manchmal tanzbaren, allerdings fast immer mächtig spaßigen Sound, den ich mir als Freund der gepflegten Synthesizer-Dudelei in diesem Sommer sicher öfter mal antun werde.
Dabei bezeichnet Disco-Pop-Punk eigentlich genau das, was einen erwartet: Am besten könnte man das Ganze als eine Mischung aus den Ärzten, Sportfreunde Stiller und Wir Sind Helden bezeichnen, der bunte Kuchen bekommt allerdings eine ziemlich akkurate Synthie-Glasur, wodurch „Der Tag…“ streckenweise schon fast wie eine moderne NDW-Interpretation klingt. Leider beginnen DIE SUPERSIEGER eher verhalten: „1000 Kilometer“ und „Der König tst tot!“ sind weiß Gott keine Brüller, erst mit „Indie Rock Band“ beginnt die Scheibe richtig Spaß zu machen – hier nehmen DIE SUPERSIEGER den Indie Rock auf die Schippe und schaufeln sich damit lächelnd ihr eigenes Grab. „Wie einst Heinz Erhardt“ legt dann noch ordentlich was drauf: Tolle Melodieführung – Wir sind Helden lassen grüßen – und punkige Attitüde. Bei „Hummeln im Arsch“ gehen die Herren dann in die Vollen, rufen zu Krawall auf und überraschen mit tanzbarem Synthie-Geballer. „Las Vegas“ beschreibt die „traurige“ Geschichte eines Haushaltsroboters, der die Wohnung in Brand gesetzt hat und anschließend nach Las Vegas geschickt wird, untermalt von „You Can Leave Your Hat On“-Klavier wird auch hier mal wieder über den Tellerrand geschaut. Schnelles Tempo gibt es auf „Nicht mehr erwünscht“, wieder ein bisschen belanglos geht es auf „So radikal“ zu und mit einer tollen Schunkel-Interpretation von „Killing In The Name“ der großartigen Rage Against The Machine fragen DIE SUPERSIEGER zum Ende letztendlich: „Darf ich bitten“? Ja, die Herren Schauer und Schnitter, sie dürfen.
„Der Tag…“ ist eine größtenteils unterhaltsame und einprägsame Scheibe geworden: Lückenfüller wie „Mechanischer Mensch“ und „Ich hab geweint“ lassen sich skippen, alles in allem regiert hier der Spaß an der Sache, vor allem die Synthies machen richtig Laune. Als runde Sache mag ich das hier in der Tat nicht bezeichnen, jedoch bin ich gespannt, was uns Dominik und Christian in Zukunft kredenzen werden. DIE SUPERSIGER haben es auf jeden Fall verdient, gehört zu werden: Wer auf die weiter oben beschriebenen Bands steht, der sollte dringend mal ein Ohr riskieren und sich dieses zweischneidige Schwert beim Plattenhändler des Vertrauens besorgen. In diesem Sinne, wie wohl Kurt sagen würde: „Wenn ich wieder auf die Erde komm dann scheiß ich auf Nirvana und mach Lärm mit meiner Indie Rock Band“. Cheers!
Wertung: 6.5 / 10