Review Dies Irae – Secret Veils Of Passion

Toll, wie man immer wieder innovationen Bandnamen begegnet. Die metallische Enzyklopädie listet unter DIES IRAE insgesamt 13 Bands und Projekte dieses Namens, trotzdem führt die Recherche schnell zum Erfolg, denn die Mexikaner haben sich als einzige Vertreter den „dunklen, melodischen Metal“ auf die Fahnen geschrieben. Nebenbei kann ich ihnen bezüglich des Namens die Absolution gleich mit erteilen, existiert die Band mit einer längeren Unterbrechung doch bereits seit über 20 Jahren und war damit zumindest eine der ersten dieses Namens.

Musikalisch ist der Stil meiner Meinung nach durchaus schwammig formuliert, melodischen Metal verbinde ich irgendwie immer mit guter Laune und wenn schon dunkel, dann würde ich es schlicht Dark Metal nennen. Das trifft die Sache dann aber doch nicht ganz, so geht die Genreeinteilung erstmal in Ordnung, auch wenn ich – zumal nach einigen Genüssen von „Secret Veils Of Passion“ – nicht so recht hinter das Konzept steige. Besonders die ersten Songs auf dem Album entpuppen sich für mich als ein ziemliches Wirrwarr unterschiedlicher Stilistiken – hat das Label am Ende versehentlicherweise einen Sampler eingetütet?Im einen Moment denkt man an Ulvers „Themes from William Blake’s The Marriage of Heaven and Hell“, das eine oder andere frostige Schwarzmetallriff kombiniert sich dann mit akustischen Spielereien, stetige Tempiwechsel machen es anstrengend obendrein. Gerne verwendet man für derartig undefinierbare Szenarien den Begriff Post Rock oder eben auch Post Metal, wobei man mit zweiterem sicher einverstanden sein könnte. Böse Zungen möchten behaupten, dass sich die zu investierende Anstrengung beim Erschluss von DIES IRAE genau damit zusammen hängt. So weit will ich freilich nicht gehen, prinzipiell ist es ja nicht verkehrt, eine relativ breite Palette anzubieten und fürchterlich schlecht ist das alles auch nicht umgesetzt. Klar, von einer Band, die 20 Jahre im Geschöft ist, sollte man das erwarten können, andererseits ist das vorliegende Album tatsächlich aber erst das dritte in der Bandhistorie. Welpenschutz gibt es dafür nicht, aber die Erkenntnis, dass DIES IRAE in ihren guten Momenten gar nicht so schlecht sind. Interessanterweise gibt es sie in schnellen wie langsamen, in harrschen wie cleanen und in aggressiven wie zurückhaltenden Passagen, gleichwohl im Gesamtsound gelingt es nicht so recht. Der Funke braucht zu lange, um überzuspringen, was auch daran liegen könnte, dass die Songs fast ausnahmslos entweder sehr kurz oder episch lang sind. Cool hingegen finde ich die Trackliste bzw. die Titel, auch wenn man im ersten Moment gar nicht so recht auf den Kniff kommt.

So manch einer mag sich denken: viel geschrieben, wenig gesagt. Mag stimmen und trifft mein Gefühl bezüglich “ Secret Veils Of Passion“ ganz gut, denn die Musik macht es einem einfach schwer. Ein bisschen ist sie ja selber so, 54 Minuten geht das Album und trotzdem hat man hinterher das Gefühl, wenig in der Hand zu haben. Die Mexikaner machen es absolut nicht schlecht, aber leider auch nicht so gut, dass man das Album dringend haben müsste. Obendrein bezweifele ich, dass es noch allzu viele Fans aus der ersten Zeit der Band in den 90er Jahren des letzten Jahrtausends gibt. Ebenso unwahrscheinlich, dass jetzt viele neue hinzu kommen, aber antesten kann man ruhig mal.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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