Review Disiplin – Disiplin

  • Label: Moonfog
  • Veröffentlicht: 2003
  • Spielart: Black Metal

Disiplin kommen aus Norwegen, spielen keyboardfreien Black Metal der alten Schule und hier liegt ihr erstes, selbstbetiteltes Volllängenalbum vor. Das ist so ziemlich der Satz schlechthin, der vielen die letzte Motivation zum Weitelesen raubt, selbst wenn Aussagen à la „…aber die Umsetzung ist gelungen!“ kommen, sagen sich die meisten, nicht einmal das sei etwas Neues, geschweige denn etwas Gutes. Wahrlich, in diesem Sektor werden viele Bands überbewertet, die seit 15 Jahren etwa das Gleiche machen, selbiges aber gut umsetzen (Okay … Es werden sogar Bands überbewertet, die es nicht gut umsetzen). Gute Umsetzung hin oder her, nach ein paar Dekaden wird alles langweilig, das wäre das selbe bei einem Film, zu dem ein Remake erscheint, da ist ja (meistens) noch alles schön und gut, aber ein Remake vom Remake will eigentlich gar niemand mehr sehen. Disiplin sind eben eine dieser „Im Norden nichts Neues“-Bands, aber dennoch scheint mir dieses Werk irgendwie anders als beispielsweise Darkthrone oder ähnliches Geknüppel in diesem Stil.
Rifftechnisch bewegt sich das ganze schon oft auf „true, roh, 08/15“ Niveau, hier und da gibt es dann aber auch die ein oder andere Thrash, Death oder Rock’n’Roll-artige Passage. Tempomäßig liegt es zwischen schleppendem und mittlerem Tempo, wobei ersteres eher überwiegt aber lyrisch unterscheidet es sich dann doch zum Teil – der andere Teil jedoch besteht aus schon längst ausgekauten Dingen wie Satanismus – gravierend von anderem, auch wenn das Thema Krieg auf den ersten Blick nicht gerade innovativ erscheint. Während sich allerdings Bands wie Endstille oder Marduk eher einem Stil, den man vielleicht noch am ehesten mit dem zweiten Weltkrieg verbindet, gewidmet haben, erzeugen Disiplin eine eher düstere Atmosphäre (wobei Coverartwork und Booklet mit eine große Rolle spielen), die mich eher an den Vietnamkrieg denken lässt. Alles aber rein spekulativ, doch genau das ist der Punkt, den ich mit „anders“ meinte und der das Album um einiges hörenswerter als sonstigen Einheitsbrei macht.

Der Opener „Ultimatum“ beginnt mit Artilleriefeuer, Militärfunk und anderen Kriegsgeräuschen, bevor er zu einem mittelschnellen, teils leicht thrashigen Black Metal Song wird. Was einem wohl zuerst auffällt ist zum einen das sehr präzise gespielte Riffing, zum anderen der wirklich kalte, düstere Gesang, der den Songs eigentlich erst den richtigen Schliff verpasst. Nach ähnlicher Manier geht es weiter, mal langsamer, mal schneller, mal brutaler, mal rockiger. „The One Who Makes You Crawl“ mutet zuerst an, ein reiner, schneller Black Metal Song zu werden, mischt zur Mitte hin aber Elemente aus allen Stilen auf diesem Sektor, sogar ein leichter Hardcore-Einfluss ist nicht abzustreiten. „Titan Imperia“ kommt tiefdüster-tragisch daher, sogar klarer Gesang ist – das einzige Mal auf dem ganzen Album – vertreten. Das darauf folgende „Hate Engine“, von welchem schon von Moonfog ein Ausschnitt zum Download verfügbar gestellt wurde, stellt den meiner Meinung nach besten Titel auf dem gesamten Album dar. Zwar nicht sonderlich abwechslungsreich, aber einfach rockig und förmlich zum Bangen einladend, weswegen das Livepotential hier auch besonders groß ist. „The Death Song“ und „Under His Horns“ seien am Schluss noch als sehr gute Songs und Anspieltipps genannt.

Ja, was will man noch groß sagen, dieses Album ist für mich trotz fehlender Innovation eines der Black Metal Highlights der letzten Jahre. Wie gesagt, viel Neues wird nicht geboten, dafür ist die Umsetzung fast schon genial – aber eben „anders gut“, als bei sonstigen Genrekonsorten. Trotzdem werden strikte Verneiner des rohen Black Metal auch hiermit nichts anfangen können. Man kann gespannt auf den Nachfolger „Anti Life“ sein, der dieses Jahr erscheint.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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