Review Dissonant – Einst Mensch

Zu DISSONANT gibt es eine Vorgeschichte, auf die man wegen der Zusammenstellung dieses Releases näher eingehen muss. Die Band wurde 1994 noch unter anderem Namen gegründet und benannte sich 1998 in DISSONANT um. Nach vielen Besetzungswechseln, die teilweise einen Stilumbruch mit sich brachten, wurde die Band 2003 ad acta gelegt. Es gab aus dieser Zeit zwar einige Demo- und Promo-Eigenveröffentlichungen, die aber unter schlechter Qualität litten und wohl niemals einem größeren Publikum zugänglich gemacht wurden. Die Bandmitglieder verloren sich aber nicht aus den Augen. So musizierten Chris B. und Flo später bei Mosa!k zusammen.
Nun steht eine Reunion von DISSONANT an, und zu diesem Zwecke wurde altes Material, das hauptsächlich zwischen 1997 und 2000 entstand nochmal neu aufgenommen. Dieses liegt mir jetzt in Form der CD „Einst Mensch“ vor.

DISSONANT nennen ihren Stil kurz Dark Metal, doch im Endeffekt spielen viele Einflüsse bei ihrer Musik eine Rolle. Die Spannbreite reicht von Electronic, über Gothic, Heavy Metal, ein bisschen Death Metal bis zu….ähm…Polka. Der Beginn des Werkes steht im Zeichen der elektronischen Musik mit einer sphärischen Synthie-Melodie. Derartige Samples finden dann auch bei „Reaper“ Einzug und lockern die Atmosphäre, die bei dem Stück schon stark in den Düstergenres verwurzelt ist, etwas auf. „Battle Of Metal“ zeigt dann eine interessante Vermischung aus true-em Old-School-Metal und gothischen Elementen und ein paar elektronischen Spielereien.
Wer jetzt glaubte, dass das mit der Polka ein Witz war, sieht sich getäuscht. Beim Titeltrack „Einst Mensch“ baut der Groove zum Großteil auf Polka-Rhythmus auf. Ansonsten geht das Konstrukt bei dem ersten Song mit deutschen Lyrics ziemlich in die Tiefe und kann wohl am Ehesten als Gothic Rock bezeichnet werden. „Der Wille“ erinnert mich dagegen mehr an eine Vereinigung von NDH und Industrial.
DISSONANT gehen – wie man sieht – gerne kleine Experimente ein. Zwischendurch hat man immer mal wieder das Gefühl, dass der Bandname auch auf musikalische Augenblicke zutrifft. Doch reizt das Trio dieses Stilelement niemals zu sehr auf, und zumeist interagieren die leicht dissonanten Momente ganz gut mit den Hooklines. Der Oberbegriff Dark Metal ist so grob schon richtig gewählt, die ganzen Feinheiten der Musik von DISSONANT beschreibt er allerdings nicht.
Ich muss aber sagen, dass gerade die Vereinigung solch vieler Einflüsse, die kleinen Experimente und die leichten Dissonanzen, die uns hier immer wieder begegnen, zum Teil den besonderen Reiz dieses Albums ausmachen. Es sind jetzt keine Übersongs zu finden, doch haben die Stücke stets eine interessante, vielschichtige Atmosphäre. Die technische Leistung der Musiker ist einwandfrei, und auch die Produktion ist diesmal gelungen.

„Einst Mensch“ ist gut geeignet, um sich einen Überblick über die früheren Kompositionen von DISSONANT zu verschaffen. Es halten sich hier Eingängigkeit und Anspruch sowie Energie und Tiefgründigkeit gekonnt die Waage. Das Songwriting-Level ist dabei durchweg solide. Ich hoffe, dass die Band nach der Reunion an dieses Niveau anschließen oder es sogar noch steigern kann. Freunde der Düstergenres sollten „Einst Mensch“ durchaus antesten.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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