Review Dragonlord – Rapture

Bekanntlich erkrankte Chuck Billy, seines Zeichens Sänger der Götter von Testament, an einem Hirntumor, von dem er inzwischen Gott sei Dank geheilt ist. Selbstverständlich lag Testament während dieser Zeit auf Eis. Kurzerhand scharrte Testament-Gitarrist Eric Peterson mit Steve Smyth, Jon Allen und Steve DiGiorgio ehemalige und aktuelle Testament-Mitstreiter um sich, packte mit Lyle Livingston noch einen Keyboarder, und gründete Dragonlord…und veröffentlichte mit „Rapture“ ein Meisterwerk. Wer allerdings ein an Testament erinnerndes Album erwartet, hat sich mächtig geschnitten.

Nach dem Orchester-Instrumental „Vals De La Muerte“, das an das „Puritanical“-Intro von Dimmu Borgir erinnert, legt „Unholyvoid“ brachial los, und dann fragt man sich nur: Das ist Eric Peterson? Der Black Metal Gesang steht dem Mann ungemein gut zu Gesicht! Das ganze ist Keyboard unterlegt, wie man es von Dimmu Borgir kennt. Überhaupt klingt das Ganze sehr nach den Norwegern. „Tradition And Fire“ knüppelt zu Beginn nur so aus den Boxen, ehe ein wirklich göttliches treibendes Riff das eigentliche Lied einläutet, in dem die Knüppel-Passagen sich immer wieder einmischen, und meine Fresse, was für ein Gesang! Schon beim zweiten Song bin ich nahe am Ausrasten. „Born To Darkness“ entpuppt sich nach Klavier-Intro eher als Midtempo-Track mit herrlichen Growls. Im Refrain kommen zum ersten Mal cleane Vocals zum Einsatz, auch hier eine eindeutige Parallele zu Dimmu Borgir.

Genug von Midtempo? Bei „Judgment Failed“ darf wieder geknüppelt werden. Eric Peterson schreit sich die Seele aus dem Leib und mir spritzt das Sperma in die Unterhose! Ich weiss nicht, wo dieser Mann noch seine musikalischen Ideen hernimmt, man sollte meinen, mit Testament sei er kreativ voll ausgelastet. Doch man merkt, in seiner Birne hat sich einiges angesammelt, was eben nicht zu Testament passt. Ohne Pause geht es dann bei „Wolfhunt“ weiter, wohl der Song mit den meisten Thrash Anleihen auf dem Album. Aber das alles verpackt in ein Black Metal Gewand, der totale Wahnsinn! Von meinem Nacken, meinem Verstand und meinem Sperma ist jetzt nicht mehr viel übrig! Vielleicht sollten sich die Herren mal überlegen, Peterson auch auf dem nächsten Testament Album ab und zu ans Micro zu lassen. „Spirits In The Mist“ nimmt das Tempo ein klein wenig raus, dafür punktet der Song wieder durch tolle Melodien und fantastischen Gesang. In keinem anderen Lied sind die Keyboards so dominant wie hier. Mit dem Titeltrack steht dann leider schon der Abschluss an, und es wird nochmals geklotzt. Ruhiges Intro, Keyboards, Geknüppel, Hammer-Gesang, Metalherz, was willst Du mehr?

„Rapture“ ist eines dieser Alben, bei denen man hofft, es endet niemals. Doch genau hier liegt auch der einzigste Negativpunkt des Albums, nach nur 35 Minuten ist der Spuk vorbei. Zurück bleibt die Erkenntnis, dass man 35 Minuten einem Meisterwerk düsterer Musik lauschen durfte. Man kann nur hoffen, dass sich nochmals die Zeit für die Herren finden wird, ein weiteres Album einzuspielen, selbstverständlich unter anderen Vorrausetzungen wie beim Debüt. Fans von Dimmu Borgir, Cradle Of Filth, aber auch eben Testament: ZUGREIFEN!

(Oli)

Wertung: 9.5 / 10

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