Das Cover von "Screaming Steel" von Durbin

Review Durbin – Screaming Steel

  • Label: Frontiers
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Heavy Metal

Ungeachtet der Tatsache, dass Frontiers Music derzeit allerhand neue Bands unter Vertrag nehmen, hält das süditalienische Label auch an seinem Geschäftsmodell fest, höchstselbst vermeintliche „Supergroups“ aus der Taufe zu heben. In diesem Zusammenhang blieb es den Verantwortlichen offenbar nicht verborgen, dass sich im Rahmen der sog. New Wave Of True Heavy Metal auch vornehmlich britisch geprägter Traditions-Metal wachsender Beliebtheit erfreut. Um auch von diesem Kuchen ein Stück abzubekommen, verpflichtete die Plattenfirma erneut Sänger James Durbin (u. a. Ex-Quiet-Riot), damit der unter dem Label DURBIN ein waschechtes Heavy-Metal-Album namens „Screaming Steel“ einsingt.

„Waschecht“ ist „Screaming Steel“ dabei allerdings bestimmt nicht – vielmehr wird schnell deutlich, dass man es hier mit einer reichlich platten Anbiederung an den traditionsbewussten Underground zu tun hat. Das fängt beim Cover an, das mit seiner übertriebenen 80er-Jahre-Pastiche an die Poster der Marvel-Filme von 2022 erinnert, setzt sich in der auf „old school“ getrimmten Produktion mit präsent dengelndem Bass fort und gipfelt in weithin generischen Songs, die mit den stilbildenden Elementen der Musik von Iron Maiden oder Judas Priest formal alles enthalten, was den gerade so populären Retro-Sound ausmacht.

Klingt nach „Metal nach Zahlen“? Absolut. Twin-Gitarren, Steve-Harris-Basston und Schlagworte wie „Steel“, „Mountain“ und „Fire“ machen noch keinen authentischen Old-School-Metal, wenn das Herzblut fehlt. Entsprechend funktionieren Iron-Maiden-Huldigungen wie „Hallows“ und „Rebirth“ grundsätzlich natürlich auch bei dieser Band – insbesondere die Soli von Gitarrist Aldo Lonobile (u. a. Secret Sphere) sind nicht weniger als spektakulär -, aber es fehlt stets der entscheidende Funke, um das Feuer auch beim Hörer zu entzünden. DURBIN frühstücken auf ihrer neuen Platte die Eckdaten für „Retro Metal“ ab, aber es ist nur in den seltensten Fällen echte Leidenschaft zu spüren.

Um eine Lanze für DURBIN zu brechen: Auch „Screaming Steel“ hat ein paar wirklich starke Songs, nämlich „Power Of The Reaper“ und „Beyond The Night“. Die beiden unüberhörbar an Riot angelehnten Nummern überzeugen mit edelstem Riffing und teils infektiösem Groove und zeigen, wozu diese Band fähig wäre. Die Stimme des vermeintlichen Bandleaders, der auf „Screaming Steel“ ohnehin eine starke Leistung abliefert, passt hier auch noch deutlich besser als in den eher britisch geprägten Songs. Das Beste, was man über diese Platte sagen kann, ist also, dass James Durbin ein großartiger Sänger ist, dessen Talent in einem von Sessionmusikern betriebenen Reißbrett-Projekt sträflich verschwendet wird.

Man möchte sich ernsthaft fragen, für wie einfältig man die Metal-Community im Hause Frontiers eigentlich hält – glaubt man dort wirklich, dass die gleichen Fans, die Bands wie Blazon Rite oder Riot City abfeiern, ausgerechnet diesen seelenlosen Metal nach Zahlen für gut befinden werden? Natürlich funktionieren die Songs auf „Screaming Steel“ – sie wurden von Profis geschrieben – und mitunter reißen auch DURBIN mit, am Ende fehlt aber die Leidenschaft. James Durbin ist ein toller Sänger und jeder Cent, den er mit dieser Platte verdient, sei ihm gegönnt. Generell scheint seine Stimme aber eher für US-amerikanisch geprägten Metal geeignet und in einer gerechten Welt würde er eine eigene Band gründen, die dann auf natürliche Weise wachsen kann.

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Wertung: 4 / 10

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