Review E-Force – Modified Poison

E-FORCE, unter diesem Pseudonym lärmte der Kanadier Eric Forrest Jahrelang bei Voivod an Bass und Mikro herum. Als er da vor die Tür gesetzt wurde, schnappte er sich ein paar Gleichgesinnte und fing quasi von vorne an, erneut mit dem Namen E-FORCE, diesmal aber nicht als Pseudonym, sondern als Bezeichnung für die Band. Ein paar Line-Up-Wechsel und einen Umzug später wohnt Forrest nun in Toulouse und widmet sich nun von dort aus gemeinsam mit zwei französischen Musikern seinem Schaffen. Ich muss gleich mal klarstellen: Ich kenne Voivods Musik nicht und E-FORCE sagte mir auch nichts, bis die Promo ihrer zweiten Scheibe „Modified Poison“ auf meinem Schreibtisch landete. Also kann ich sozusagen völlig unvorbelastet an den Silberling hier rangehen.

E-FORCE langen gleich in die Vollen. Ein simples aber effektives Gitarrenriff und grooviges Drumming leiten den Opener „Deviation“ ein. Auf ein Genre, das der wahlfranzösische Dreier spielt, möchte ich mich lieber noch nicht festlegen. Das Riffing geht ein wenig in Richtung Testament, legt also Thrash nahe, dann kommen allerdings Forrests Vocals rein und die klingen eher nach einer Mischung aus spätem Chuck Schuldiner und dem, was die Schweden von Azure auf ihrem letzten Album abfeierten. Also irgendwo recht Death/Black Metal-Lastig. Das trifft die Sache aber auch nur bedingt. Denn dann ändert sich die ganze Musikuntermalung wieder und wir kriegen ein wenig Gebolze der Marke Power Metal geliefert… Weitere Anleihen findet man, so weit das Auge reicht.

E-FORCE haben ihre Hausaufgaben gemacht. Sie spielen einen sehr vielseitigen Stilmix und das stets auf technisch hohem Niveau. Die Riffs sind sauber und durchdacht, das Schlagzeug passt wie die Faust aufs Auge, der Bass ist etwas unhörbar geraten (der Rest der Produktion ist hingegen exzellent), aber allgemein macht der Sound einen guten Eindruck. Hilft aber nix, denn leider ist das Material auf der „Modified Poison“ geradezu schmerzhaft nichtssagend gehalten. Sieben Hördurchläufe hab ich jetzt hinter mir, aber abgesehen vom Opener und dem komplett aus dem Rahmen fallenden (weil sehr elektronisch geratenen) „Agent 99“ ist absolut nichts hängengeblieben.

Ich kann gar nicht genau mit dem Finger drauf zeigen, was Forrest und seine beiden Mitstreiter falsch gemacht haben. Aber das Material ist einfach so aufmerksamkeitserheischend wie eine weiße Wand. Immer wenn man sich mal dazu zwingt und ein Ohr in die Musik riskiert, gefällt sie. Teilweise sogar richtig gut. Aber wenn man sich nicht absolute Mühe gibt, sich hundertprozentig auf die Musik konzentriert, dann beginnt sie dahinzuplätschern. Zum einen Ohr rein und zum anderen wieder heraus, ohne dass sich irgend etwas festsetzt. Und plötzlich sind die 52 Minuten, die das Scheibchen dauert, auch schon wieder rum und man fragt sich, was eigentlich passiert ist.

E-FORCE machen mitnichten schlechte Musik. Ihr Stilmix ist (zumindest auf dem Papier) recht interessant und ihre handwerklichen Fähigkeiten sind unantastbar. Aber ihr Material kann einfach absolut nicht fesseln. So bleibt „Modified Poison“ Hintergrundgedudel auf hohem Niveau.

Wertung: 5.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert