Review Earth Flight – Blue Hour Confessions

EARTH FLIGHT ist (ich hoffe ich liege mit dieser Aussage falsch) mal wieder eine jener Bands, die mit einen riesen Sack voller geiler Ideen dabeihaben und vermutlich gerade deshalb nie groß herauskommen werden. Es steht zu befürchten, dass die Musik, die die Nürnberger hier bieten, schlicht und ergreifend zu schwierig für die breite Hörerschaft ist.

Dabei sollte das Konzept eigentlich erschließbar sein – Wer grob wissen will, wie die Truppe tönt, nimmt Progressive Metal im Sinne der „Grave Human Genuine“ von Dark Suns und mischt es im Kopf mit einer guten Portion psychedelischen Stoner Rocks, dann ist man schon ziemlich nah dran. Soll heißen: Organischer, dynamischer Sound, der beispielsweise im Opener „By The Light Of The Moon“ kräftig groovt, um direkt im folgenden „Noonday Demon“ in ruhigere, verspielte Gefilde zu wechseln, bei welchen vor allem der klagende Gesang auftrumpfen kann. Und ob das nun nur am Albumtitel „Blue Hour Confessions“ liegt oder tatsächlich was dran ist, die Stromgitarren-Riffs wirken auf mich oft sehr bluesig-lässig. Abseits davon ist das atmosphärische Repertoire aber ebenfalls sehr reichhaltig, von sirrenden, elegischen Post Rock-Leadgitarren, über beinahe an Hammond erinnernde, krautige Klänge, aggressive Metal-Passagen, hier wird eigentlich alles abgedeckt, was sich an Rock und Metal mit Tiefgang homogen kombinieren lässt. Und sogar der Bass darf die Songs so manches mal quasi im Alleingang vorantreiben und sogar ab und zu ein Solo einstreuen. Stark ist dabei, dass trotz aller Variationen immer wieder zum anfangs erwähnten Leitmotiv auf Basis von Progressive Rock gepaart mit Stoner zurückgekehrt wird, ohne Stringenz vermissen zu lassen. Alles geht sehr überzeugend ins Ohr und erzeugt in Songs wie „Tideland“ auch starke Intensität.
Einzig gewöhnungsbedürftig an EARTH FLIGHT dürfte wohl der Gesang Tobias Brunners sein – zwar kann der Mann zweifellos singen, bisweilen hat die Stimme aber eine leicht gequetschte Note, die vielleicht nicht auf Anhieb gefallen mag.

Eine Menge Abwechslung also, umgesetzt mit instrumentaler Finesse und viele coole Ideen. Für ein nächstes Album wünsche ich mir vielleicht noch, dass manche Melodien noch ohrwurmhafter gestaltet werden, hier liegt wohl ein weiteres kleines Manko der Truppe. Zwar klingt beim Hören selbst alles sehr gefällig, echten Wiedererkennungswert bieten aber leider die wenigsten Songs. Wenn hier, ohne zu durchschnittlichen Strukturen zurückzukehren, noch eine Portion mehr Eingängigkeit draufgelegt werden kann, wird die nächste Scheibe richtig fett.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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