Review Earthlimb – Origin

Der Weg vom harten Metalcore zum mitunter recht seichten Post-Rock ist manchmal gar nicht so weit, wie man denken könnte. Mit Fear My Thoughts rockte Patrick Hagmann eine ganze Dekade die Lande, nach dem Split der Band im Jahr 2008 hat er sich aber seinem neuen Projekt EARTHLIMB zugewand, in den folgenden vier Jahren an Songs getüftelt und diese nach und nach aufgenommen, bis das Debütalbum „Origin“ im Kasten war.

Herausgekommen sind sieben Songs plus das titelgebende, kurze Intro, die sich auf 43 Minuten Spielzeit verteilen. Daraus ergeben sich einige opulentere Songs, die auch schon mal die acht Minuten nehmen, was der Eingängigkeit zunächst einmal nicht besonders entgegen kommt. Ich muss sogar zugeben, zu Beginn vom Sound der Süddeutschen nicht besonders begeistert gewesen zu sein, anstrengend, verschachtelt und verspielt waren Adjektive, die mir in den Sinn kamen. Dass es hier und da nicht verkehrt ist, auch ein zweites Ohr zu riskieren, beweisen EARTHLIMB hier. Zwar ist „Origin“ qualitativ nicht in der Lage, mit den wirklich Großen des Genres mitzuhalten, aber die zuerst als anstrengend wahrgenommenen Elemente entpuppen sich mit der Zeit doch als interessant und mit Langzeitwirkung ausgestattet.
Die Songs sind generell eher im unteren Midtempo gehalten, gerade gegen Ende brechen sie aber auch häufiger aus diesem Korsett aus und rocken dann ordentlich nach vorne los – seine Wurzeln kann man wohl nie so ganz verleugnen. Dabei ist die Gitarre erfreulich häufig im Vordergrund zu finden, das Keyboard andererseits ist auch omnipräsent, aber nicht so abgemischt, dass es sich allzu sehr in den Mittelpunkt drängen würde. Apropos Mix: Hier haben sich die vielen Jahre im Studio bezahlt gemacht, transparent klingen die Instrumente, harmonisch ist das Gesamtbild. Und nicht nur das, denn auch die Auswahl der Sounds zeigt die Band in einem hellen Licht. Erwähnungswert wäre noch der Gesang, jederzeit von kristallener Klarheit kommt er mal melancholisch, mal drängend, mal fordernd, mal zurückhaltend und manchmal sogar fast wütend daher. Die Bandbreite ist dabei entsprechend der instrumentellen, songwriterischen und klanglichen Färbung groß.

EARTHLIMB ist mit „Origin“ ein starkes Debüt im Post-Rock- / Post-Metal-Sektor gelungen. Sie haben ein Album vorgelegt, was bei jedem Durchlauf wächst und bis auf einige kleine Ungereimtheiten (etwas fehlende Eingängigkeit als Beispiel) gefällt. Anspieltipp wäre neben dem Quasi-Opener „Hiding“ das ruhige „Bloom Of Light“ und das irgendwie epische „Waves“ zum Ende des Albums. Mehrmaliges Testhören ist allerdings angeraten.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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