Aus dem vereinigten Königreich stammen EASTERN FRONT, die erst 2006 gemeinsam Black Metal machen. Nach einem einzigen Demo wurden bereits Candlelight Records auf die Bande aufmerksam, so dass das Debüt „Blood On Snow“ schon ordentlich vermarktet wird.Die Briten haben sich, nicht selten für diese Spielart, der Kriegsthematik angenommen, und am Bandnamen wird vielleicht schon deutlich genug, dass zumindest zu diesem Zeitpunkt einzig und allein das „Unternehmen Barbarossa“, der Krieg des Deutschen Reichs gegen die Sowjetuntion 1941-1945 auf dem Programm steht.
Die recht stilvoll aufgemachte Platte – sofern man dies bei MP3-Bemusterung denn sagen kann – spielt natürlich mit einigen Klischees, angefangen bei dem Pseudo-kyrillischen Schriftzug bis hin zu akustischen Einsprengseln einer Stalin-Rede und deutschen Soldatengeschreis. Das Konzept von „Blood On Snow“ wird also sehr deutlich nach außen getragen (sieht man mal von den unglaublich kreativen Künstlernamen der Akteure ab). Fragt sich, ob das Wichtigste, die Musik, dies auch zu vermitteln weiß.
Der Stil der Ipswicher/Londoner Kombo lässt sich nicht nur wegen der Kriegsthematik sehr leicht mit den deutschen Kollegen von Negator vergleichen. Ein Wechsel von höheren Screams und tieferen Growls legt sich über sägende Riffs, die von durchaus unterschiedlichen Rhythmen begleitet werden. Auch innerhalb der Songs findet sich einiges an Variation, nicht nur im Tempobereich, ebenso lockern neben den Stimmen- und Kriegsgeräusch-Samples Ansätzer von Akustikgitarre, Klavier, (vermutlich) historischem Musikmaterial und einem Chor die Songs auf. Scheinbar haben die Briten keine Mühen gescheut, das Gesamtwerk „Blood On Snow“ so stimmig wie möglich zu machen, oder?
Blöderweise vergaßen EASTERN FRONT eine Kleinigkeit: Denn dem Songmaterial fehlt leider komplett das Flair, was mit all den Rahmenbedingungen geschaffen werden soll. Zum einen ist die Platte trotz großer Namen (Andy La Rocques Studio, Produzent Anders Backelin) erschreckend glatt produziert und steht damit im krassen Kontrast zum dreckigen Krieg, auf den hier Bezug genommen wird. Vor allem aber gelingt es kaum einem Riff, sich im Kopf festzusetzen geschweige denn irgendwelche Bilder im Kopf zu erzeugen. Die Stücke wirken so austauschbar und gleichgültig, dass man nur an all den Kleinigkeiten am Rande merkt, dass es sich um eine Verarbeitung des Zweiten Weltkrieges handelt. Von Panzerketten und „Stalinorgeln“ ist außer dem, was explizit eingefügt wurde, nichts zu hören. Einige wenige Lichtblicke gibt es bei Songs wie „Battle Of Smolensk“ oder den hervorzuhebenden Bemühungen des Bassisten, sich in den Vordergrund zu spielen – das war es dann aber auch schon auf der Habenseite.
So bleibt „Blood On Snow“ als ziemlich herzloser Versuch, den großen Krieg in ein kleines Black Metal-Gewand zu hüllen. Bei allen textlichen Entgleisungen gelingt dies den erwähnten Negator beispielsweise viel besser, wie es auch schon vielen anderen Gruppen zuvor glückte. EASTERN FRONT jedoch müssen sich fragen lassen, ob sie nicht das Thema wechseln wollen. Mehrere Platten mit einem so engen Korsett erscheinen eh kaum sinnvoll.
Wertung: 5 / 10