Aus Griechenland kommt ja nicht gerade viel an gutem Metal zu uns rüber. Wenn da was halbwegs annehmbares bei rum kommt, muss man ja im Grunde genommen schon hellhörig werden. Das „halbwegs“ kann man im Falle von ELWINGs Zweitwerk „War“ allerdings auch gerne weglassen, denn hier kommt eine standesgemäße traditionelle Power Metal Scheibe daher!
Das geht ohne Wartezeit oder Intro mit „Marching To Glory“ und einem herrlich klischeehaften Anfang los. Ein Chor lässt den Liednamen ertönen, bis gleich darauf ein old schooliger Riff und eine locker-fröhliche Melodie inklusive pflichtmäßigem eunuchigem Eröffnungsschrei einsetzt, die bald durch schnelles und treibendes Drumming und abgehackte Riffs ergänzt werden. Klingt also nach typischem 80er Material, und bei der Vermutung hat man nicht unrecht.
Dazu kommt, dass man mit Sakis Koutsasis einen Sänger mit einem kraftvollen und erdigen Organ am Start hat, der den Liedern sehr gut tut. Leider muss er sich trotz einer überzeugenden Leistung noch bessern. Bei „At The Gates“ und „Stormlord“ (nein, keine Tributestücke an die gleichnamigen Bands ;)) etwa wird er von der begeisternd aufspielenden Instrumentalfraktion gegen die Wand geklatscht und offenbart hier eine Schwäche, in etwas höheren Tonlagen wird seine Stimme sehr schnell sehr dünn. Macht aber nix, von daher sollte er sich gleich voll und ganz auf die mittlere Stimmlage konzentrieren, das ist hier definitiv seine Paradedisziplin. Einzig bei „Lost Humanity“ gelingt ihm der Ausflug in höhere Stimmlagen, wohl aber vor allem, weil er auch hier noch eine große Portion Power mit reinlegt. Das Lied klingt im Refrain sogar ziemlich nach Brainstorm.
Die Höhepunkte auf „War“ sind die Tracks 7 und 8. „Blood On My Hands“ ist eine kitschfreie und gefühlvolle Halbballade, bei der Sakis seine Qualitäten wunderbar unter Beweis stellen kann. Von ganz anderem Kaliber ist das folgende „Fly Away“. Wie auch bei „I’ll Live Forever“ wird die Geschwindigkeit hier in die Höhe geschraubt und eine melodische Abrissbirne zum ausgiebigen Bebangen. Hier findet man auch eins der stärksten Soli des Albums, die überdies über die gesamte Spielzeit verteilt immer sehr viel hermachen.
Mit „War“ kann man nichts falsch machen, wenn man sich eine straighte und traditionelle Metalscheibe zulegen will. Durch die Produktion wirkt das alles auch recht bombastisch und da keine Keyboards verwendet werden, wirkt das auch nicht kitschig. Vergleiche zu diversen Alben von Blind Guardian oder Iced Earth darf man ruhig ziehen, man sollte aber nicht deren hohe Qualität erwarten, da kommt man noch nicht ganz ran.
Wertung: 7 / 10