Review Erdh – Resilient

Das französische Label Season Of Mist ist jetzt nicht gerade als erste Adresse für Gothic Metal bekannt. Dafür hatte man schon immer ein Faible für außergewöhnliche Musik und nahm immer wieder Bands unter Vertrag, die Genregrenzen ausloteten oder gar verschoben. ERDH könnte die nächste dieser Truppen sein, erst vor wenigen Jahren gegründet, spielen die Franzosen eine ausgesprochen abwechslungsreiche Variante des Gothic Metal, die sich gar nicht näher eingrenzen lässt.

Sieben Songs, sieben verschiedene Stile, auf diesen einfachen Nenner könnte man das Debüt „Resilient“ der Band von der Île-de-France bringen. Damit macht man es sich vielleicht etwas zu leicht und eventuell schreckt eine solche „Unterstellung“ auch den einen oder anderen potentiellen Käufer ab. Nein, es ist nicht so, dass einem dann maximal eine Nummer gefällt, auch wenn das Album dem Hörer einiges abverlangt. Man bringt also besser etwas Zeit mit, wenn man die Welt von ERDH erkunden will. Das liegt sicher auch an den durchschnittlich sieben Minuten, die ein Song braucht, um ins Ziel zu laufen. Viele Möglichkeiten, in verschachtelten Strukturen und progressiven Riffs die Geduld des Konsumenten auf die Probe zu stellen.
Immer wieder hat man das Gefühl, die eine oder andere bekannte Band in den Liedern wiederzufinden, aber genauso schnell ist das Gefühl wieder weg und man stellt fest: ERDH machen schon ihr eigenes Ding, sehr eigenständig kommt „Resilient“ daher. Konzeptuell setzt man dabei verstärkt auf Synthesizer und experimentiert mit einigen Sounds, dazu Gitarren, die an so mancher Stelle ein industrielles Feeling entwickeln, verzerrte Gesänge – ja, man könnte für die eine oder andere Nummer vielleicht die Schweizer Dunkelmetaller Samael heranziehen, ab und zu erinnert die Musik etwas an die Zeit zu „Solar Soul“ oder „Reign Of Light“.
Aber wie gesagt, immer wenn man die Band ertappt zu haben glaubt, kommt sie mit einer Überraschung daher, so stampfen im einen Moment die Rhythmen, dann kommt ein kerniges Double-Bass-Intermezzo, um kurz darauf von experimentellen Akustikpassagen abgelöst zu werden.

ERDH machen es dem Hörer nicht leicht, das wurde jetzt häufig genug erwähnt. Aber sie laden auch ein, sich einmal intensiver mit Liedgut auseinander zu setzen. Leichter Konsum war gestern, „Resilient“ ist heute und wenn nicht alles völlig schief geht, dann hören wir von den Franzosen auch morgen noch Musik, die sich zwischen die Stühle setzt und sich den Schubladen weitgehend entzieht.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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