Review Eternal Tears Of Sorrow – Saivon Lapsi

Da kann man sich schon mal wundern: ETERNAL TEARS OF SORROW hatte ich aus irgendeinem Grund als einigermaßen brachiale Death-Metal-Band in Erinnerung und mit einem Blick auf die Biographie wird deutlich, die Finnen waren es tatsächlich mal. Das mittlerweile siebte Album „Saivon Lapsi“ (zu deutsch in etwa: Kind des Wassers) wird indes als Gothic Metal angepriesen und auch hier wundert sich der Redakteur ein wenig. Aber betrachten wir das Ganze doch mal der Reihe nach.

Nach der todesmetallischen Frühphase legte die Band zwischen 2003 und 2005 eine Pause ein, wiedervereinigte sich jedoch, um das frühere Konzept über Bord zu werfen und neue Einflüße in den Sound zu integrieren. Das Keyboard hat über die Jahre insgesamt an Dominanz gewonnen, trotzdem hat es in meinen Augen keinen allzu großen Härteverlust gegeben. Wenn man es schon Gothic Metal nennen möchte, dann sollte man als Vergleichswerte eher die norwegischen Hartgoten Tristania oder vielmehr und noch besser die Portugiesen Moonspell nennen. Die harschen Vocals dominieren die elf Songs, die Doublebass ist beinahe allgegenwärtig und die Gitarrenriffs kommen mit einer Schärfe daher, die an die Vergangenheit erinnern. Natürlich klingen ETERNAL TEARS OF SORROW 2013 nicht mehr so wie noch vor zehn Jahren, aber wer die Band damals mochte, wird sich sicher auch mit der neuen Ausrichtung gut arrangieren können.
Insgesamt bringen die Finnen ihre Musik erfreulich direkt auf den Punkt; bis auf den siebeneinhalbminütigen Rausschmeißer „Angelheart Ravenheart“ kommen alle Songs beinahe mit charttauglicher Länge und somit einer gewissen Kompaktheit aus. Schnell sind die Lieder nicht unbedingt, hart – wie angedeutet – schon und natürlich findet sich mit „Sound Of Silence“ auch die obligatorische nordische Halbballade, bei der Jarmo Kylmänen, zuständig für die klaren Vocals, zauberhafte Unterstützung von Miriam Renvag erhält. Zudem sind die Gitarren (weiterhin) für die zahllosen Melodien zuständig, die ebenfalls Erinnerungen an frühere Zeiten wachrufen.
Insgesamt passt ETERNAL TEARS OF SORROW das (halb-) neue Gewand im harten Gothic Metal schon recht gut, es gibt genug Abwechslung im Gesangsbereich und technisch versierte Instrumentalisten, die die Musik spannend, detail- und facettenreich gestalten. Ein wenig fehlen die echten „Aha-Momente“, die Dreiviertelstunde geht irgendwie rum und man fühlt sich unter dem Strich auch gut unterhalten, aber im Ohr bleiben die Lieder dennoch nicht.

Ein Kritikpunkt, der etwas stark ins Gewicht fällt. Eigentlich kann man den Skandinaviern keinen Vorwurf machen, leider bleiben ETERNAL TEARS OF SORROW etwas unter Wert geschlagen auf der Strecke hinter Genrevorreitern zurück. Freunde der Band können selbstverständlich locker zugreifen, Zeitgenossen, die mit den Vergleichsbands etwas anfangen können, sollten die Platte auch mal anchecken. Eine absolute Kaufempfehlung vermag ich nicht auszusprechen, Anspieltipps wären „Dark Alliance“, „Beneath The Frozen Leaves“ und „Sound Of Silence“.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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