Auf den ersten Eindruck kommt es ja immer an. Sei es beim Vorstellungsgespräch, bei der ersten Verabredung oder auch bei CD-Veröffentlichungen. Und hier räumen EUPHONIC mit ihrem zweiten, selbstproduzierten Demo mal eben so im Vorbeigehen die Höchstnote ab. Schöne Front-, Back- und Inlayartworks mit stilsicherer Farbgebung treffen auf ein Hochglanzbooklet mit ebenso hochauflösenden Farbfotos. „Fate in Disguise“ macht sich also äußerst chic im CD Regal und ist äußerlich nicht von Labelproduktionen zu unterscheiden. Sehr beeindruckend.
Doch wir wollen nicht so oberflächlich bleiben und unterziehen der Scheibe einen Intensivtest. Von der Spielzeit her ist die Demo mit 4 Tracks plus einem Intro und Interlude im ordentlichen Durchschnitt für Selbstproduziertes anzusiedeln.
Bereits beim Einstand zu „Encased“ kann man seine CO2-Gitarre aufblasen und es wird auch sehr schnell deutlich, dass die Produktion dem Cover in nichts nachsteht. Der Song ist wohl am ehesten noch im Midtempo Heavy oder Power Metal anzusiedeln und besticht besonders durch den gelungenen klaren Gesang und erneut bin ich beeindruckt, so etwas auf einem Demo zu finden. Mit „Desparate Deeds“ bewegt man sich dann etwas vom klassischen Material weg und die – vorher nur kurz eingestreuten – Melodic Death Metal-Elemente übernehmen den Sound, jedoch sind auch hier die Heavy Metal-Wurzeln nicht zu verleugnen. Von der Höhenlage der Stimme wird man etwas an einen gewissen Alexi aus Finnland erinnert.
„Egypt“ beginnt dann – der Name erfordert es wohl – mit ägyptisch angehauchten Keyboards, schwenkt dann aber schnell in Richtung Blastpart um und wieder zurück in brachialen Midtempo mit einer verdammt breiten Soundwand. In der folgenden Strophe jedoch ist Minimalismus angesagt, bevor es nach dem Refrain wieder schneller und düsterer wird. „Egypt“ hat kaum traditionelle Songstrukturen, ist sehr experimentell und hat seinen ganz eigenen Reiz. Mit dem letzten Track wird in Regionen von Sonata Arctica gewildert. „Keeper of the Flame“ ist typischer Uptempo Melodic Metal aus den kalten Landen nördlich von hier.
Neugierig sollte man jetzt sein und sich die CD über www.euphonic.org für einen fünfer plus Versand bestellen. Euphonic spielen melodiösen Heavy Metal mit einer ganzen Breitseite Melodic Death Metal, und das mehr als nur ordentlich. Hoffentlich komme ich bei meiner nächsten Verabredung ebenso vorteilhaft rüber.
Übrigens kann man die Jungs demnächst live bestaunen im Zuge des Wacken:Metal:Battle am 5.2.2006 in der Rock Fabrik in Ludwigsburg.
(Sebastian Klein)
Wertung: 8.5 / 10